Hier noch ein interessanter Artikel aus dem Spiegel. Letztes Jahr während der Deutschland-Tour fielen sie ja durch grobe Unseriösität auf, aber der Artikel hier ist wirklich klasse.
Geständnis in höchster Not
Von Christian Gödecke und Frieder Pfeiffer
Ivan Basso hat gedopt. Das gab der italienische Radprofi heute zu. So überraschend die Aussage ist, so wirkungslos kann sie bleiben. Denn zum Kronzeugen lässt sich Basso nicht machen - er will nur möglichst schnell wieder im Sattel sitzen.
Am Ende war die Beweislast wohl zu erdrückend. Als Ivan Basso am vergangenen Mittwoch den Sitz des Nationalen Olympischen Komitees in Rom verließ, muss er gewusst haben, dass es nur eine Möglichkeit gibt, schnellstmöglich wieder Rennen fahren zu können. Der 29-Jährige rief Ettore Torri an, den Chef der Coni-Antidoping- Kommission und bat um einen Termin. Heute empfing ihn der Staatsanwalt - und Basso gestand.
Ja, er sei Kunde des spanischen Doping-Arztes Eufemiano Fuentes gewesen und ja, er habe in dessen Labor eigenes Blut zum Zwecke des Blutdopings lagern lassen. Bassos Geständnis verspricht auf den ersten Blick, die Arbeit der Anti-Doping-Kämpfer rund um die Welt in Epo-Manier zu beschleunigen. Es wirkt jedoch nur wie eine Vitamintablette.
Denn Basso, der nie die Tour de France gewinnen konnte, ist nun zwar in den Reihen der rund hundert Verdächtigen der Affäre Fuentes der erste, der ausspricht, was das 6000 Seiten umfassende Dokument der spanischen Ermittler vermuten ließ. Die Leistung des Italieners ist, dass es für Manipulation im Radsport, für Epo-Missbrauch und Blutdoping nun einen Kronzeugen gibt. Ivan Basso fehlt jedoch eine wichtige Eigenschaft: die Läuterung.
So verblüffend dieses Geständnis anmutet, so wenig wird es eine reinigende Welle im Radsport auslösen. Denn Basso denkt in erster Linie an sich - das hat er mit Jan Ullrich gemein.
Doch während sich Radsport-Rentner Ullrich beim Versuch, seinen Ruf zu wahren, immer tiefer im Netz weiterer Verdächtigungen verstrickt, sieht Basso das Geständnis als Chance, schnell wieder im Sattel zu sitzen.
Das Verhalten Bassos ist nämlich nicht etwa der plötzlichen Erkenntnis zu verdanken, dass Doping etwas zutiefst Verabscheuungswürdigendes ist. Der Italiener hat den Schritt gewählt, weil die Indizien und Beweise der spanischen Ermittler so erdrückend waren, dass kein Ausweg blieb. Basso hat erkannt, dass die Strategie des Leugnens, die er seit Monaten betrieb ("Ich habe ein reines Gewissen") zum Scheitern verdammt war.
Und so kühl wie die Berechnung, mit der er früher am Berg jeden seiner Tritte in die Pedale wählte, war auch sein Geständnis bedacht: Nicht den Radsport will Basso retten, sondern seine Karriere. Auf ein Jahr würde wohl seine Sperre bei einem Geständnis reduziert, 24 Monate müsste er ansonsten pausieren. Ein Jahr ist eine lange Zeit für einen Pedaleur und für das Vergessen.
Wer darauf hofft, Basso nenne nun Namen, zeige mit dem Finger auf all die Fahrer, die ebenfalls schuldig sind, wird enttäuscht werden. Das Gesetz des Schweigens wird nicht von einem gebrochen, der erst die Lüge gesteht, wenn der Nachweis schon erbracht ist. Basso will in einem Jahr als geachteter Profi ins Peloton zurückkehren. Als Geächteter, der seine Kollegen verraten hat, wird er im Fahrerfeld keine Chance auf eine erfolgreiche Fortsetzung seiner Karriere mehr haben.
Die einzige Chance, die sich aus den Geschehnissen des heutigen Tages ergibt, ist die, dass aus dem Windschatten Bassos weitere Fuentes-Kunden im Fahrerfeld von sich aus einen Ausreißversuch wagen. Die Beweislast dafür, so die Hoffnung seit heute, dürfte erdrückend genug sein.
So könnte die Tour de France 2007 bis zu hundert geständige Fahrer mit Patientenakte im Labor Fuentes verlieren. Eine neue Chance für die Tour, die einzige Chance für den Sport.
Geständnis in höchster Not
Von Christian Gödecke und Frieder Pfeiffer
Ivan Basso hat gedopt. Das gab der italienische Radprofi heute zu. So überraschend die Aussage ist, so wirkungslos kann sie bleiben. Denn zum Kronzeugen lässt sich Basso nicht machen - er will nur möglichst schnell wieder im Sattel sitzen.
Am Ende war die Beweislast wohl zu erdrückend. Als Ivan Basso am vergangenen Mittwoch den Sitz des Nationalen Olympischen Komitees in Rom verließ, muss er gewusst haben, dass es nur eine Möglichkeit gibt, schnellstmöglich wieder Rennen fahren zu können. Der 29-Jährige rief Ettore Torri an, den Chef der Coni-Antidoping- Kommission und bat um einen Termin. Heute empfing ihn der Staatsanwalt - und Basso gestand.
Ja, er sei Kunde des spanischen Doping-Arztes Eufemiano Fuentes gewesen und ja, er habe in dessen Labor eigenes Blut zum Zwecke des Blutdopings lagern lassen. Bassos Geständnis verspricht auf den ersten Blick, die Arbeit der Anti-Doping-Kämpfer rund um die Welt in Epo-Manier zu beschleunigen. Es wirkt jedoch nur wie eine Vitamintablette.
Denn Basso, der nie die Tour de France gewinnen konnte, ist nun zwar in den Reihen der rund hundert Verdächtigen der Affäre Fuentes der erste, der ausspricht, was das 6000 Seiten umfassende Dokument der spanischen Ermittler vermuten ließ. Die Leistung des Italieners ist, dass es für Manipulation im Radsport, für Epo-Missbrauch und Blutdoping nun einen Kronzeugen gibt. Ivan Basso fehlt jedoch eine wichtige Eigenschaft: die Läuterung.
So verblüffend dieses Geständnis anmutet, so wenig wird es eine reinigende Welle im Radsport auslösen. Denn Basso denkt in erster Linie an sich - das hat er mit Jan Ullrich gemein.
Doch während sich Radsport-Rentner Ullrich beim Versuch, seinen Ruf zu wahren, immer tiefer im Netz weiterer Verdächtigungen verstrickt, sieht Basso das Geständnis als Chance, schnell wieder im Sattel zu sitzen.
Das Verhalten Bassos ist nämlich nicht etwa der plötzlichen Erkenntnis zu verdanken, dass Doping etwas zutiefst Verabscheuungswürdigendes ist. Der Italiener hat den Schritt gewählt, weil die Indizien und Beweise der spanischen Ermittler so erdrückend waren, dass kein Ausweg blieb. Basso hat erkannt, dass die Strategie des Leugnens, die er seit Monaten betrieb ("Ich habe ein reines Gewissen") zum Scheitern verdammt war.
Und so kühl wie die Berechnung, mit der er früher am Berg jeden seiner Tritte in die Pedale wählte, war auch sein Geständnis bedacht: Nicht den Radsport will Basso retten, sondern seine Karriere. Auf ein Jahr würde wohl seine Sperre bei einem Geständnis reduziert, 24 Monate müsste er ansonsten pausieren. Ein Jahr ist eine lange Zeit für einen Pedaleur und für das Vergessen.
Wer darauf hofft, Basso nenne nun Namen, zeige mit dem Finger auf all die Fahrer, die ebenfalls schuldig sind, wird enttäuscht werden. Das Gesetz des Schweigens wird nicht von einem gebrochen, der erst die Lüge gesteht, wenn der Nachweis schon erbracht ist. Basso will in einem Jahr als geachteter Profi ins Peloton zurückkehren. Als Geächteter, der seine Kollegen verraten hat, wird er im Fahrerfeld keine Chance auf eine erfolgreiche Fortsetzung seiner Karriere mehr haben.
Die einzige Chance, die sich aus den Geschehnissen des heutigen Tages ergibt, ist die, dass aus dem Windschatten Bassos weitere Fuentes-Kunden im Fahrerfeld von sich aus einen Ausreißversuch wagen. Die Beweislast dafür, so die Hoffnung seit heute, dürfte erdrückend genug sein.
So könnte die Tour de France 2007 bis zu hundert geständige Fahrer mit Patientenakte im Labor Fuentes verlieren. Eine neue Chance für die Tour, die einzige Chance für den Sport.
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