140. Geburtstag von Jakob Koch

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    • 140. Geburtstag von Jakob Koch

      140. Geburtstag von Jakob Koch

      Am 12. April 1870 wurde in Neuss bei Düsseldorf der zweifache Weltmeister im gr.-röm. Stil der Berufsringer, Jakob Koch, geboren. Koch war ein deutscher Ringer der zweiten Generation, die nach Carl Abs das Wrestling in Deutschland bestimmten. Wrestling - diesen Begriff kannte man hier damals nicht. Man bezeichnete die Turniere als “Ringkampf-Konkurrenzen”, die zuerst in Frankreich und dann ab 1900 auch in Deutschland Einzug hielten. Carl Abs starb 1895 in Hamburg. Er war der größte und bedeutendste deutsche Berufsringer des 19.Jh.. Ein Jahr nach Abs’ Tod gewann Jakob Koch die Europameisterschaft der Amateurringer im Schwergewicht 1896 in Rotterdam. Weltmeisterschaften im gr.-röm. Stil gab es bei den Profis seit 1898. Die erste WM im Amateurringkampf wurde 1904 in Wien ausgetragen. Vor 1896 war Koch Turner, bis er schließlich Kontakt zum Profiringkampf bekam. Das passierte in einem der zahlreichen Ring- und Stemmclubs, die damals auf Reichsebene existierten. Sie formierten sich unter dem Einfluss von Abs. Frühe Berufsringer wie Jakob Koch waren sehr vielseitig und traten auch als Gewichtheber auf. Koch’s Vorgänger Emil Naucke (1855-1900) war Ringer, Kraftakrobat und Radartist. Solche Karrieren findet man unter alten Kraftmenschen häufig.

      Koch’s erster großer Gegner war ein Belgier namens Constant le Boucher. Eine wahre Legende in Europa. Im April 1902 startete im Tivolitheater in London die Weltmeisterschaft der Berufsringer. 1902 gab es gleich drei WM’s. Koch verlor zwar die Matchserie gegen George Hackenschmidt, konnte sich aber gegen Auguste Robinet und Ignac Nollys mehrfach durchsetzen. Am 26. April 1902 unterlag Nollys und Koch wurde Weltmeister. Es war sein erster WM Titel. Sein größter Gegner war allerdings nicht Hackenschmidt, sondern ein Schüler von Carl Abs, Heinrich Eberle. Die Veranstalter brauchten lange, um sie gegeneinander antreten zu lassen. 1904 schaffte das der berühmte Zirkusdirektor Paul Busch. Am 03. Mai 1904 kam es im Zirkus Busch in Berlin zum Jahrhundertkampf Koch-Eberle. Es war der Endkampf der WM im gr.-röm. Stil. Eberle galt als Favorit beim Publikum, während Koch für die Fachmänner als Sieger feststand. Nach einem Hin und Her siegte letztlich Koch, was zu einem riesigen Tumult führen sollte. Die meisten Leute wetteten auf Eberle und hatten jetzt alles verloren. Es flogen Biergläser durch die Luft. Das Anzünden des Zeltbaus konnte die Polizei gerade noch verhindern. Als Folge daraus erließ der Polizeipräsident von Berlin ein Ringkampfverbot für die ganze Stadt. Ein solches Verbot mit diesen Ausmaßen hat es vorher in Deutschland noch nie gegeben. Das Verbot wurde aber wenig später durch Kaiserin Viktoria gekippt.

      Jakob Koch war zeitweise der Trainingspartner von Weltmeister George Hackenschmidt. Er begleitete den großen Hackenschmidt bei seinem Kampf am 30. Januar 1904 in die Londoner Olympia-Halle, wo George seinen Kontrahenten Ahmed Madrali besiegte. 1909 veröffentlichte Koch sein “Lehrbuch des Ringkampfes”, das zur Standardliteratur wurde für Amateure und junge Profis dieser Zeit. Anfang des 20. Jh. war die Spitze unter deutschen Berufsringern klein. Koch und Eberle standen ganz vorn. Seine Karriere war, wie die von Eberle auch, mit Beginn des Ersten Weltkrieges vorbei. 1915 veranstaltete man die vorerst letzte WM, bis es 1919 in Dortmund weiterging. Am 19. Februar 1918 stirbt Jakob Koch im Alter von 47 Jahren in seiner Heimatstadt Neuss. 1919 stirbt auch Heinrich Eberle mit 46 Jahren. Das Erbe von Jakob Koch ist heute fast vergessen. Doch es gibt einen Menschen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Erinnerungen an diesen großen Weltmeister zu wahren - Herr Horst Faller aus Neuss. Er hat ein Buch zu Jakob Koch geschrieben. 2009 schließlich wurde durch seine Initiative die “Jakob-Koch-Straße” in Neuss eingeweiht.



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    • Original von Adrian Adonis
      Vielen Dank dafür. Leider konnte ich mit dem Text nicht viel anfangen, da mir schlicht und einfach das Hintergrundwissen dafür fehlte mit all den Namen und Turnieren.


      Das wundert mich auch kaum, da wwf4ever.de die einzige Seite im deutschen Internet ist, die sich so stark auf diese alten Turniere fixiert. Ich erinnere mich an eine interessante Diskussion mit Herrn Faller. Selbst er, als Jakob Koch-Biograf, hatte erhebliche Schwierigkeiten an Material zu kommen. Meistens gelingt das nur über eine eigene Sammlung. Ein Hauptgrund ist, dass die alte deutsche Literatur zum Berufsringkampf nicht oder nur selten in Verzeichnissen der Bibliotheken erschien. Häufig erschienen sie nicht in großer Stückzahl, so dass es schon dort zu Engpässen kam. Die Weltmeisterschaften im gr.-röm. Stil sind ja auch Bestandteil der Reihe Jahrhundertkämpfe. Zum größten Teil kam die Initiative von mir selbst, was das alte deutsche Wrestling betrifft. Ich habe viele Turnierdaten veröffentlicht, an verschiedene Internetseiten geschickt und auch sonst den Zugang zu alten Materialien erleichtert. Daraus entstand zuerst ein kleiner Fankreis, der aber mittlerweile eine erstaunliche Größe angenommen hat.