Hallo allerseits, nach wieder längerer Abwesenheit dieser Kolumne, komme ich nun mit einem Thema um die Ecke, das im Grunde schon Jahre diskutiert wird und vermutlich auch noch Jahre weiter diskutiert wird. Die Frage was ist eigentlich PG kann vermutlich leicht beantwortet werden, doch auch der Frage, ob Wrestling überhaupt kinderfreundlich sein kann, möchte ich in dieser Kolumne stellen.
Werfen wir erst einmal einen Blick auf PG. Was heißt das eigentlich?
PG heißt „parental guidance“ und beschreibt ähnlich wie bei uns die USK ein Teil eines Wertungssystems für Sendungen, hier in den Vereinigten Staaten. Interessant wird es, wenn man sich anschaut, wie die Voraussetzungen für diese Sache definiert sind:
Hier merkt man schon, dass die Hürde relativ niedrig ist. Wobei man in diesem Zusammenhang auch eine Brücke nach Deutschland schlagen muss. So würde man in Amerika „Dieser Film ist für Zuschauer unter 16/18 Jahren nicht geeignet“ eher nicht hören. Der Unterschied liegt vielmehr darin, dass in Amerika im Grunde den Eltern die Aufsicht über das Sehverhalten der Kinder übertragen wird. Technisch gesehen dürfte also auch ein 6-Jähriges Kind unter Aufsicht der Eltern einen Film sehen, der bei uns „ab 18“ eingestuft wäre. Ohne jetzt weitere genaue juristische Ausführungen machen zu wollen, lässt sich aber generell und eindeutig festhalten, dass das Bewertungssystem in Deutschland sehr viel restriktiver gestaltet und den Eltern technisch gesehen viel weniger Spielraum einräumt als in den USA.
Wir können also eigentlich feststellen, dass es in Amerika praktisch egal ist, wie im Fernsehen eine Sendung bewertet ist. Unter Aufsicht der Eltern darf quasi jedermann etwas sehen, was normalerweise deutlich über seiner Altersfreigabe liegt.
Jetzt kann man natürlich sagen, und vor ein paar Jahren hätte ich mich dem uneingeschränkt angeschlossen, eine Liberalisierung der Altersgrenzen wäre nötig oder im Grunde sind sie sowieso völlig sinnlos, weil Eltern sowieso entscheiden sollten, was minderjährige Kinder dürfen oder nicht.
Doch eine persönliche Erfahrung hat mir in dieser Hinsicht sehr zu denken gegeben: Ich war selbst noch im zarten Alter von 10 Jahren, als der Star Wars Episode II: Der Angriff der Klonkrieger ins Kino kam. Der Film hatte eine Altersfreigabe von 12 Jahren. Ich log an der Kasse, im trotzdem ins Kino zu kommen. Das hat mir nicht geschadet – die schlimmste Szene in diesem Film ist vermutlich die, als Count Dooku Anakin Skywalker den Arm abtrennt. Dabei gab es nicht wirklich Blut und es war auch nicht so wild.
Ungefähr vier-fünf Jahre später kam dann Episode III: Die Rache der Sith in die Kinos. Ich hätte den Film bei einer Altersfreigabe ab 12 also locker sehen dürfen. Doch dann erfuhr ich, dass der Film dieses Mal schon von Kindern von sechs Jahren in Begleitung der Eltern gesehen werden durfte.
Die schlimmsten Szenen in diesem Film sind das Abschlachten, hunderter unschuldiger Jedis, man sieht wie jemandem mehrere Körperteile abgetrennt und dieser anschließend übel von Lava verbrannt wird und wir sind bei einem äußerst tragischen Tod einer Frau dabei. Ich dramatisiere hier vielleicht etwas über, das sei mir aber als Stilmittel gestattet: Kurz gesagt: Ich fand, objektiv betrachtet: Der Film ist deutlich schlimmer als der Film davor, trotzdem durften so viel jüngere Kinder als ich ihn sehen. Das gab mir schon zu denken.
Nun komme ich vielleicht zu der viel spannenderen Frage, ob Wrestling überhaupt PG oder „kinderfreundlich“ sein kann. Bevor ich zu der Begründung komme, möchte ich einfach gleich mal meine Antwort loswerden: Ich denke das nicht.
Meine Mutter hat mir einmal gesagt, dass sie mich das in jungen Jahren nicht hätte gucken lassen und auch wenn ich sie damals dafür gehasst hätte, hätte sie irgendwo Recht gehabt, obwohl ich wohl jemand gewesen wäre, der das intellektuell und auch sonst hätte einordnen können.
Wenn man definieren sollte, was Wrestling ist, würde ich es als Sitcom artige Veranstaltung definieren, wo Sportler (bitte im übertragenen Sinne sehen und keine Diskussion jetzt, ob Wrestling Sport ist) nach dem höchsten Streben und gleichzeitig inhaltliche und sachliche Differenzen mit jedermann durch Kampf klären und auch bereit sind zu unlauteren Mitteln zu greifen oder ihre Gegner zu verletzten.
Betrachtet man diese Definition nüchtern, muss man wohl sagen, dass dies für Kinder unter 10 Jahren eher weniger geeignet ist. Diese Zahl ist jetzt eher symbolisch gemeint, sie soll kein allgemeiner Vorschlag sein.
Würde ich die WWE von jemanden der unter 10 oder knapp darüber verfolgen lassen? Nein, ich glaube nicht.
Eben weil Kinder noch nicht genau einordnen können, was sie sehen. Wenn sie das Gesehene für Real halten und sie sehen, dass man sich mit Stühlen bewirft, gegen den Kopf getreten wird und man durch Tische fliegt. Wie soll das jemand von der Wirklichkeit trennen? Die „Don’t try this at home“ Spots, die seit jeher ausgestrahlt werden, werden die dummen nicht abhalten, das sollte klar sein. Wir wissen schließlich auch seit Jahren, dass Rauchen tödlich ist und dass man nicht Auto fahren sollte, wenn man besoffen ist. Trotzdem finden sich immer wieder Leute und die sollten erheblich reifer sein, als die Zielgruppe, über die wir hier gerade reden.
Doch einen Punkt als die wirklich physische Gewalt finde ich noch bedenklich und das ist die psychische. Ich erinnere in diesem Zusammenhang gerne an ein Steel Cage Match von Jericho gegen Edge nach Wrestlemania. Das Match war an einem Punkt als Jericho wehrlos am Boden lag und Edge anflehte nicht mehr mit dem Stuhl auf ihn einzuschlagen. Edge tat dies nicht und wurde bejubelt, er war ja Face. Eine gefährliche Situation zum Nachmachen.
Bei alledem muss man sich fragen, ob Blut das Ganze noch schlimmer oder ungeeigneter für Kinder machen würde? Eigentlich haben Kinder doch ein relativ persönliches Verhältnis zu Blut: Ich habe als kleines Kind jedenfalls häufiger geblutet – meist wegen aufgeschlagenen Knien. Blut war also eher eine Konsequenz. Geekelt oder gefürchtet hab ich mich nicht.
Auf Kinder müssen Wrestler wie Supermänner wirken – und nicht nur Cena und auch trotz der „Dont try this“ Spots. Sie wirken unverwundbar – springen nach den härtesten Aktionen immer noch quitsch fidel durch den Ring. Ein wenig Blut wäre in den meisten Fällen vermutlich eher Erkenntnisgewinn und abschreckend. Ich mein, wenn man sich bei einem 30 minütigen TLC Match oder gar einem Hardcore Match nicht mal eine blutige Nase holt, was soll dann bei einer Rauferei schon groß passieren?
Ich mag Wrestling, aber man muss wohl einfach sagen, dass das kein Kinderkram ist.
Euer nachdenklicher Light.
Werfen wir erst einmal einen Blick auf PG. Was heißt das eigentlich?
PG heißt „parental guidance“ und beschreibt ähnlich wie bei uns die USK ein Teil eines Wertungssystems für Sendungen, hier in den Vereinigten Staaten. Interessant wird es, wenn man sich anschaut, wie die Voraussetzungen für diese Sache definiert sind:
„Parental Guidance Suggested – Some Material May Not Be Suitable For Children. These films are generally inappropriate for young children and may contain milder swear words, crude or suggestive humor, short and infrequent horror moments and/or mild violence.”
Hier merkt man schon, dass die Hürde relativ niedrig ist. Wobei man in diesem Zusammenhang auch eine Brücke nach Deutschland schlagen muss. So würde man in Amerika „Dieser Film ist für Zuschauer unter 16/18 Jahren nicht geeignet“ eher nicht hören. Der Unterschied liegt vielmehr darin, dass in Amerika im Grunde den Eltern die Aufsicht über das Sehverhalten der Kinder übertragen wird. Technisch gesehen dürfte also auch ein 6-Jähriges Kind unter Aufsicht der Eltern einen Film sehen, der bei uns „ab 18“ eingestuft wäre. Ohne jetzt weitere genaue juristische Ausführungen machen zu wollen, lässt sich aber generell und eindeutig festhalten, dass das Bewertungssystem in Deutschland sehr viel restriktiver gestaltet und den Eltern technisch gesehen viel weniger Spielraum einräumt als in den USA.
Wir können also eigentlich feststellen, dass es in Amerika praktisch egal ist, wie im Fernsehen eine Sendung bewertet ist. Unter Aufsicht der Eltern darf quasi jedermann etwas sehen, was normalerweise deutlich über seiner Altersfreigabe liegt.
Jetzt kann man natürlich sagen, und vor ein paar Jahren hätte ich mich dem uneingeschränkt angeschlossen, eine Liberalisierung der Altersgrenzen wäre nötig oder im Grunde sind sie sowieso völlig sinnlos, weil Eltern sowieso entscheiden sollten, was minderjährige Kinder dürfen oder nicht.
Doch eine persönliche Erfahrung hat mir in dieser Hinsicht sehr zu denken gegeben: Ich war selbst noch im zarten Alter von 10 Jahren, als der Star Wars Episode II: Der Angriff der Klonkrieger ins Kino kam. Der Film hatte eine Altersfreigabe von 12 Jahren. Ich log an der Kasse, im trotzdem ins Kino zu kommen. Das hat mir nicht geschadet – die schlimmste Szene in diesem Film ist vermutlich die, als Count Dooku Anakin Skywalker den Arm abtrennt. Dabei gab es nicht wirklich Blut und es war auch nicht so wild.
Ungefähr vier-fünf Jahre später kam dann Episode III: Die Rache der Sith in die Kinos. Ich hätte den Film bei einer Altersfreigabe ab 12 also locker sehen dürfen. Doch dann erfuhr ich, dass der Film dieses Mal schon von Kindern von sechs Jahren in Begleitung der Eltern gesehen werden durfte.
Die schlimmsten Szenen in diesem Film sind das Abschlachten, hunderter unschuldiger Jedis, man sieht wie jemandem mehrere Körperteile abgetrennt und dieser anschließend übel von Lava verbrannt wird und wir sind bei einem äußerst tragischen Tod einer Frau dabei. Ich dramatisiere hier vielleicht etwas über, das sei mir aber als Stilmittel gestattet: Kurz gesagt: Ich fand, objektiv betrachtet: Der Film ist deutlich schlimmer als der Film davor, trotzdem durften so viel jüngere Kinder als ich ihn sehen. Das gab mir schon zu denken.
Nun komme ich vielleicht zu der viel spannenderen Frage, ob Wrestling überhaupt PG oder „kinderfreundlich“ sein kann. Bevor ich zu der Begründung komme, möchte ich einfach gleich mal meine Antwort loswerden: Ich denke das nicht.
Meine Mutter hat mir einmal gesagt, dass sie mich das in jungen Jahren nicht hätte gucken lassen und auch wenn ich sie damals dafür gehasst hätte, hätte sie irgendwo Recht gehabt, obwohl ich wohl jemand gewesen wäre, der das intellektuell und auch sonst hätte einordnen können.
Wenn man definieren sollte, was Wrestling ist, würde ich es als Sitcom artige Veranstaltung definieren, wo Sportler (bitte im übertragenen Sinne sehen und keine Diskussion jetzt, ob Wrestling Sport ist) nach dem höchsten Streben und gleichzeitig inhaltliche und sachliche Differenzen mit jedermann durch Kampf klären und auch bereit sind zu unlauteren Mitteln zu greifen oder ihre Gegner zu verletzten.
Betrachtet man diese Definition nüchtern, muss man wohl sagen, dass dies für Kinder unter 10 Jahren eher weniger geeignet ist. Diese Zahl ist jetzt eher symbolisch gemeint, sie soll kein allgemeiner Vorschlag sein.
Würde ich die WWE von jemanden der unter 10 oder knapp darüber verfolgen lassen? Nein, ich glaube nicht.
Eben weil Kinder noch nicht genau einordnen können, was sie sehen. Wenn sie das Gesehene für Real halten und sie sehen, dass man sich mit Stühlen bewirft, gegen den Kopf getreten wird und man durch Tische fliegt. Wie soll das jemand von der Wirklichkeit trennen? Die „Don’t try this at home“ Spots, die seit jeher ausgestrahlt werden, werden die dummen nicht abhalten, das sollte klar sein. Wir wissen schließlich auch seit Jahren, dass Rauchen tödlich ist und dass man nicht Auto fahren sollte, wenn man besoffen ist. Trotzdem finden sich immer wieder Leute und die sollten erheblich reifer sein, als die Zielgruppe, über die wir hier gerade reden.
Doch einen Punkt als die wirklich physische Gewalt finde ich noch bedenklich und das ist die psychische. Ich erinnere in diesem Zusammenhang gerne an ein Steel Cage Match von Jericho gegen Edge nach Wrestlemania. Das Match war an einem Punkt als Jericho wehrlos am Boden lag und Edge anflehte nicht mehr mit dem Stuhl auf ihn einzuschlagen. Edge tat dies nicht und wurde bejubelt, er war ja Face. Eine gefährliche Situation zum Nachmachen.
Bei alledem muss man sich fragen, ob Blut das Ganze noch schlimmer oder ungeeigneter für Kinder machen würde? Eigentlich haben Kinder doch ein relativ persönliches Verhältnis zu Blut: Ich habe als kleines Kind jedenfalls häufiger geblutet – meist wegen aufgeschlagenen Knien. Blut war also eher eine Konsequenz. Geekelt oder gefürchtet hab ich mich nicht.
Auf Kinder müssen Wrestler wie Supermänner wirken – und nicht nur Cena und auch trotz der „Dont try this“ Spots. Sie wirken unverwundbar – springen nach den härtesten Aktionen immer noch quitsch fidel durch den Ring. Ein wenig Blut wäre in den meisten Fällen vermutlich eher Erkenntnisgewinn und abschreckend. Ich mein, wenn man sich bei einem 30 minütigen TLC Match oder gar einem Hardcore Match nicht mal eine blutige Nase holt, was soll dann bei einer Rauferei schon groß passieren?
Ich mag Wrestling, aber man muss wohl einfach sagen, dass das kein Kinderkram ist.
Euer nachdenklicher Light.
WWE Tippspielsieger 2013!
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