Europaeische Berufsringer des 19. und 20. Jahrhunderts

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    • Europaeische Berufsringer des 19. und 20. Jahrhunderts

      Europäische Berufsringer des 19. und 20. Jahrhunderts

      Der Berufsringkampf in Europa wurde seit dem 19. Jahrhundert maßgeblich durch den aus Frankreich stammenden "griechisch-römischen Stil" geprägt. Bei der auch als "französischer Stil" bezeichneten Form des Ringkampfes wurde neben dem Standringen nun vermehrt das Bodenringen integriert. Seit den Anfängen in den Trainingsschulen u.a. in Paris und Bordeaux hat sich dieser Stil zur dominierenden Kampfweise für die meisten Professionals in Europa entwickelt. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurde hier fast nur - mit Ausnahme von England - im griechisch-römischen Stil gekämpft, der eine Vielzahl von Berufsringern hervorbrachte. Sie waren der Garant für eine aufstrebende Szene mit heute längst vergessener Popularität. Ringkämpfe sprich Wrestling waren damals für die Zirkusse und Varieté-Theater eine der Haupteinnahmequellen. In Brüssel (1897), Paris (1898), Wien (1900) und Berlin (1900) begannen die Turniere, die später oft über Wochen und Monate liefen. Dabei wurde fast täglich an allen Abenden ein umfangreiches Programm mit Berufsringkämpfen geboten. Die Manege im Zirkus war lange Zeit der Ort wo viele Meisterschaften ausgekämpft wurden. Eine Auswahl der damaligen Berufsringer soll nun durch diese Reihe hier vorgestellt werden.


      Theodor Sztekker (Warschau)

      Biographie wird aktualisiert......

      * 1897, in der Nähe von Lublin / Polen
      + 07.11.1934, Warschau

      > zweifacher Weltmeister 1930; 1932





      Dieser Beitrag wurde bereits 8 mal editiert, zuletzt von The Crusher ()

    • Vielen Dank für den interessanten Beitrag. War Herr Sztekker vielleicht mit den Stecher-Brüdern verwandt? Oder hat er sich nach ihnen benannt? Böhmen und Polen sind ja nicht so weit voneinander weg.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Blubb ()

    • Hans Trestler (Wien)

      * 1888, Mistelbach / Niederösterreich
      + 30.08.1926, Wien

      > mehrfacher Amateur Champion



      Als sich in Wien um 1880 die Schwerathletik begann zu entwickeln, war dies auch einer der maßgeblichen Gründe für den Aufstieg des Amateur- und Berufsringkampfes nicht nur in Österreich, sondern gleichfalls für weite Teile von Ost- und Mitteleuropa. Eine vergleichbar bedeutende Rolle am Anfang des Professionalismus im Deutschen Reich spielte nur noch Hamburg. Wie in der Hansestadt so konzentrierte sich auch in Wien die Szene der Kraftathleten und Ringer, die größtenteils nach 1879, in der Phase der sog. Gründerzeit, ihre ersten öffentlichen Auftritte hatten. Am Anfang der Wiener Schwerathletik finden sich Pioniere wie Georg Jagendorfer, Wilhelm Türk, Franz Kraus und Viktor Silberer. Sie legten den Grundstein für kommende Generationen die im Gewichtheben, Amateur- und Berufsringkampf große Berühmtheiten wurden. Allem voran waren dies besonders Josef Steinbach, Karl Swoboda und Alois Toduschek. Die Szene der Amateurringer konzentrierte sich in Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts besonders stark. Es hatten sich mittlerweile viele Athletenclubs mit einer großen Zahl von Ringern gegründet, die später Professionals wurden. Einer ihrer erfolgreichsten Vertreter war der 1888 in Mistelbach geborene mehrfache Amateur Champion Hans Trestler. Die Erinnerung an ihn hat eigentlich nur noch einer seiner besten Freunde namens Franz Doberl Ende der 1940er Jahre aufrechterhalten. Ansonsten ist von dem früheren Europameister so gut wie nichts mehr bekannt. Der Name Trestler spielte aber im Wiener Amateurlager einst eine wichtige Rolle. Hans Trestler war Trainer und für viele längst zum Vorbild geworden. Doberl berichtete, dass Trestler bereits während der Jugend in Mistelbach eine "unbändige Kraft" hatte. 1909 gewann er die Rekrutenmeisterschaft im Ringkampf der Mittelgewichtsklasse. Diese Gewichtsklasse prägte ihn während seiner gesamten Laufbahn, die gut 16 Jahre dauerte. Ein Anziehungspunkt für viele Kraftsportler war in dieser Zeit der Wiener Ringsportklub unter dem fulminanten Trainer Franz Kraus. Im Spätjahr 1901 trainierte hier Adolf Specht zusammen mit einem jungen kräftigen Mann aus Krakau namens Stanislaus Cyganiewicz-Zbyszko, der später mal zu den weltweit bedeutendsten Professional Wrestlern zählte. Die wirkliche Profikarriere von Zbyszko begann unter Franz Kraus und Georg Jagendorfer 1901 in Wien. 1910 hatte Kraus den 22-jährigen Hans Trestler dazu bewegen können dem Wiener Ringsportklub als neues Mitglied beizutreten. Damit startete dessen große Amateurlaufbahn die sich später im Profilager erfolgreich fortsetzte. In den Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges gewann Trestler als Amateurringer bereits eine Reihe von Klubmeisterschaften. Am 22. September 1912 wurde er Europameister im Mittelgewicht der Österreichischen Athleten-Union. Anfang März 1913 siegte er in der Mittelgewichtsklasse bei der Internationalen-Amateurringer-Konkurrenz in Wien. Ende Juli 1913 erreichte Trestler in Breslau den Höhepunkt seiner Amateurlaufbahn: Vize-Weltmeister im Mittelgewicht hinter Ernst Nilson. Einen hier technisch sehr guten Kampf lieferte er sich mit dem späteren tschechischen Berufsringer Frantisek Kopriva. Mit dabei waren auch eine Reihe bekannter Größen des österreichischen Kraftsports wie die Gewichtheber Josef Grafl, Karl Swoboda und Berthold Tandler. Im Amateurringkampf schickte die Athleten-Union ihre besten Champions der Mittelgewichtsklasse nach Breslau: Trestler, Franz Kawan und Franz Mileder. Meistens wurden die lokalen Klubmeisterschaften oder größere Turniere im Gewichtheben und Amateurringkampf gleichzeitig ausgetragen. Es sind für Kenner der Profiszene teils sehr bekannte Namen mit denen Trestler damals im Amateurlager auftrat, die später fast alle Berufsringer wurden. Die Wiener Ringerszene boomte nach 1910 mehr denn je mit Trestler, Franz Kawan, Franz Mileder, Rudolf Benold, Georg Pröller, Gustav Motyka, Martin Zander, Alois Toduschek, Viktor Fischer, Franz Bachrathy und Franz Mrna. Trestler kämpfte mittlerweile für den A.S.C. Cyganiewicz, später für den Wiener Sportklub. Es gab auch den A.S.C. Kawan in Anlehnung an die Kawan Brüder aus Wien. Vor Kriegsausbruch fanden im März 1914 noch die Unionsmeisterschaften in Wien statt. Nach einem aufsehenerregenden Finale gegen Franz Kawan siegte Trestler in der Mittelgewichtsklasse. Bei Kriegsausbruch rückte Trestler zum Infanterie-Regiment Nr. 4 ein. Es war für die Wiener Schwerathletik eine schwierige Phase in der die meisten Kraftathleten nun ihren Dienst an der Front ableisten mussten. Der österreichische Amateurringkampf hatte seinen Höhepunkt erreicht an dessen Erfolge man auch Jahrzehnte danach nicht mehr anknüpfen konnte. Nach Kriegsende verschlug es deshalb viele Amateure wie Trestler in den sich neu organisierenden Berufsringkampf. Am Ende seiner Amateurlaufbahn nahm Hans Trestler noch an verschiedenen Turnieren teil, die während des Ersten Weltkrieges direkt als sog. "Meisterschaften im Felde" oder "Kriegsmeisterschaften" abgehalten wurden.



      Der Berufsringkampf in Wien stand Anfang des 20. Jahrhunderts bereits in voller Blühte. Mit dem Aufkommen großer Turniere (Ringkampf-Konkurrenzen) stieg das Interesse und die Zahl an Ringern, die nun auch nach Österreich kamen. Der Zirkusmagnat Paul Busch öffnete seinen Wiener Zirkus erstmals im Jahr 1900 für ein Turnier der umherziehenden Berufsringer-Truppen. Unter dem Veranstalter Gabor Steiner kam gleich die bedeutendste Truppe um den Franzosen Paul Pons. Mit dabei waren Berufsringer wie George Hackenschmidt, Ladislaus Pytlasinski und Dirk van den Berg. Im Finale dieser Weltmeisterschaft besiegte Pons den Türken Kara Ahmed. Damit begann in Wien die Zeit der großen Ringkampf-Konkurrenzen. Das vorerst letzte Turnier gewann 1913 Hans Schwarz Sr.. Danach trat eine Phase des Stillstands ein bedingt durch den Ersten Weltkrieg. Eine Neuorganisation setzte zu Beginn des Jahres 1919 ein, als der tschechische Berufsringer Franz Mrna in Wien auftauchte und Josef Steinbach herausforderte. Nun war Steinbach der größte Star der österreichischen Profiszene schlechthin. Bald bildete sich um ihn eine Truppe von Ringern der sich auch Hans Trestler anschloss. Er besaß jedoch noch seine Amateurlizenz, die er jetzt mit der Teilnahme an Berufsringkämpfen aufs Spiel setzte. Im Februar 1919 debütierte Trestler als Professional in den Eichensälen in Wien-Favoriten. Hier veranstaltete man Ringkämpfe mit Steinbachs Truppe der sich anfangs Mrna, Trestler, Franz Solar und Gustav Czaja angeschlossen hatten. Im April 1919 startete im Varieté Ronacher das erste Nachkriegs-Turnier in Wien das von Josef Steinbach gewonnen wurde. Neben Trestler kämpfte in Steinbachs Truppe mittlerweile eine größere Zahl ehemaliger Amateurringer. Bei Ronacher sah man des weiteren den Berufsringer Wenzel Goldbach, der in der Organisation der Wiener Profiszene eine wichtige Rolle spielte, sowie zwei bekannte Professionals aus früheren Zeiten, Josef Winter und Heinrich Lobmayer. Die nächsten sieben Jahre hindurch tourte Hans Trestler intensiv vor allem durch Österreich, Tschechien, Slowakei, Italien und Nordafrika. Den dauerhaften Kontakt zu Franz Doberl fand Trestler beim Turnier in Graz im November 1919. Doberl war ebenfalls zum Berufsringkampf übergetreten. In Graz gelang Trestler der erste Turniersieg als er im Finale über Franz Kawan siegte. Anfang 1920 tourte Trestler mit Steinbachs Truppe durch Tschechien. Beim Turnier in Prag erreichte er Platz 3. Zurück im heimischen Wien traf er schließlich auf den Italiener Ubaldo Bianchi. Beim nachfolgenden Turnier wieder im Varieté Ronacher wurde Trestler im Finale am 12. Juni 1920 von Bianchi besiegt. Es war dies der Beginn ihrer gemeinsamen Tourneen Anfang der 1920er Jahre vor allem durch Italien. Es folgte noch ein Turnier in Graz wo Trestler erneut im Finale durch Bianchi besiegt wurde. Revanchieren konnte sich Trestler beim Großen Preis von Sizilien 1920 in Palermo. In einem sensationellen Finale konnte er endlich Bianchi bezwingen. Für wenige Auftritte kehrte Trestler nach Österreich zurück. Anfang 1921 aber schloss er sich wieder der Truppe von Ubaldo Bianchi an. Zusammen mit Doberl und Mrna tourte er über viele Monate durch Italien. 1922-23 kämpfte Trestler oftmals bei Turnieren in Nordafrika. Am 31. Januar 1922 erreichte er Platz 4 beim Turnier in Tunis. Mit den Kawan Brüdern, Lobmayer, Benold und Solar ging er 1924 auf Südamerika Tournee. Das große Turnier im Casino in Buenos Aires gewann Hans Kawan gegen Giovanni Raicevich. Mitte der 20er Jahre tourte er mit den meisten bedeutenden Professionals auch nach Deutschland und Osteuropa (Hans Kawan, Hans Schwarz Sr., Paul Westergaard, Theodor Sztekker). Der Ex-Amateur war endlich in der Szene angekommen. Es war der Zeitpunkt wo man ihn eigentlich weiter nach oben zum World Middleweight Champion pushen wollte. Noch war u.a. Salvador Chevalier der dominierende Star dieser Gewichtsklasse. Auch bei der Weltmeisterschaft im Frankfurter Schumann-Theater war Hans Trestler wieder mit all seinem Können dabei. Am 18. August 1926 stand das Endergebnis im Mittelgewicht fest: Sieger Chevalier, Platz 4 für Trestler. Eine zunächst unscheinbare Verletzung an seinem Knie schien nicht weiter schlimm zu sein. Nach dem Turnier bildete sich aber eine Infektion bei der man ihm das Bein amputieren wollte. In Frankfurt lehnte Trestler aber eine weitere ärztliche Behandlung ab. Stattdessen fuhren er und Georg Pröller mit dem Zug zurück nach Wien. Als er am 24. August im Krankenhaus Barmherzige Brüder ankam, konnten ihn die Ärzte nicht mehr retten. Hans Trestler starb eine Woche später am 30. August 1926 an den Folgen einer Blutvergiftung. Ihm zu Ehren gründete sich in Mistelbach der "Athletenclub Trestler" wo ab 1931 auch sein gleichnamiger Sohn Hans Trestler Junior trainierte.

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