01.06.2010, 16:24
Aus der Geschichte des Ringkampfes:
Das Landshuter Ringerbuch
Im 15.Jh. betrachtete man die Ring-und Fechtkunst als einheitlich. Die ersten Werke, die seit Ende des Mittelalters entstanden, gaben die Urheber als Holzschnitte heraus. Diese Urheber waren häufig selbst mit dem Ringen und Fechten vertraut. Sie waren die Ersten, die der Nachwelt etwas Handfestes hinterließen. Und somit sind diese Verfasser auch die ersten Lehrer im Ringkampf gewesen, die ihr Wissen in Schriftform festhielten. Aus der Vergangenheit ist der Name Hans Thalhofer eng mit der Fechtkunst verbunden. Die Bildhandschrift "Thalhofer's Fechtbuch", die er 1467 veröffentlichte, ist das älteste Zeugnis spätmittelalterlicher Kampfkultur. Fechtmeister Thalhofer wusste um die Gunst der Stunde. Die Schrift erreichte bereits einen kleinen Kreis von Leuten und das auch bis in die untersten Bevölkerungsschichten. Ein Ziel von ihm bestand darin, für die Fechtkunst zu werben. Mit Beginn des 16.Jh. trennte sich allmählich die Linie zwischen Ring-und Fechtkunst. Um das Jahr 1500 entstand in Landshut ein Ringerbuch, das den Anfang der volkstümlichen Ringkunst markierte. Der Landshuter Kunsthandwerker Hans Wurm brachte "das Landshuter Ringerbuch", das älteste erhaltene Druckwerk der Stadt, unter die Bevölkerung. Auf 24 einzelnen Bildern erscheinen nacheinander das Titelbild, 22 Kampfpositionen von Ringerpaaren und die Schlusseite mit dem Stadtwappen von Landshut. Darüber und darunter erscheint: "Gedruckt zu Landshut"-"Hanns Wurm".
Hans Wurm, ein Seidensticker und Verleger, war ein vielbeschäftigter Mann. In gleich mehreren Bereichen des Kunsthandwerkes war er tätig. Unter den einfachen Bürgern fand die Ringkunst immer mehr Anhänger. Auch wenn hier noch teilweise das Bild der Ritterturniere in einigen Köpfen vorherrschte. Doch selbst an den königlichen Residenzen waren im 16.Jh. schon "Ringermeister" unterwegs. Sie lehrten ihren Schülern, wie man richtig "ringt". Das volkstümliche Ringen im 16.Jh. sah allerdings noch weit anders aus, als der spätere "griechisch-römische Stil" im 19.Jh.. Den Bauern und Handwerkern war noch der Gerichtskampf bekannt. Der brachte insbesondere bei Mann und Frau erhebliche Streitigkeiten hervor. Obwohl von der Kirche längst verboten, fand man ihn trotzdem noch. Bei Streitigkeiten sollte der Gerichtskampf entscheiden. Es kam zu regelrechten Kraftduellen zwischen den Parteien. Jeder glaubte an das Gottesurteil. Nur Gott weiß, wer Recht hat. Aber meistens pochten beide Streithähne darauf Recht zu haben. Auch vor dem Gebrauch von Waffen schreckte man nicht zurück. So kamen im Gerichtskampf auch Schwerter, Dolche und Lanzen zum Einsatz. Das der Kontrahent nichts zu lachen hatte, war klar. Etliche Menschen verloren so ihr leben. Wer Geld hatte, konnte jemanden für sich ins Rennen schicken. Beliebt war das bei Rittern, die sich so ein ordentliches Zubrot verdienen konnten. Auch die Rolle der beiden Geschlechter wurde streng geteilt. So sah man die Frau stets als unterlegen an. Falls es zum Kampf Mann gegen Frau kam, musste die männliche Fraktion einiges erdulden. Das "Ringen im Grüblein" machte hier Schule. Die Frau galt nur als halber Mann. Damit sie dennoch gegen ihn antreten konnte, musste der mit beiden Beinen in eine Grube. Die wurde dann zugeschüttet. Der Mann stand nun begraben bis zur Hüfte regungslos in der Grube. Dann wurde noch sein linker Arm am Gürtel festgebunden, zum Ausgleich der Kräfte. So stellte man es sich vor. Erst jetzt konnte das Ringen starten.
"Das Landshuter Ringerbuch" erschien als Holztafeldruck. Die Buchstaben schnitt man in spiegelverkehrter Weise in den Holzstock ein. Für Hans Wurm war das eine langwierige und mühsame Arbeit. Und einiges an Geld hat es auch gekostet. Als Einleitung erscheint "In Sankt Georgs Namen fang an". Seit dem Mittelalter hatte das Ringerlager zwei Bruderschaften, die "Unser Frauen Brüder" und die "Sankt Georgsbrüder". Beide waren verschieden. Das Werk von Hans Wurm diente als Lehrbuch. So erschienen manche Ringer in etwas gebückter Stellung. Das war oft die Ausgangsposition. Der eine versuchte dann den anderen nach zu eifern. Viel Aufsehen konnte das Ringerbuch nicht erzielen. Dafür waren die Möglichkeiten der Verbreitung zu schwach. Das einzige erhaltene Original wird heute im Landesarchiv von Berlin aufbewahrt. Niemand weiß, wie viele Exemplare überhaupt gedruckt wurden. Das Ringerbuch geriet lange in Vergessenheit. Wie der gesamte Ringkampf im mitteleuropäischen Raum. 1539 erschien in Wittenberg die "Ringerkunst" des Fabian von Auerswald. Das war die zweite Schrift, die sich speziell mit dem Ringen beschäftigte. Aber der 30-jährige Krieg brachte wieder ein Ende der Traditionen. Für lange Zeit verschwand die Ringkunst in der Versenkung. 1674 veröffentlichte der niederländische Ringer Nicolaus Petter in Amsterdam ein Buch mit dem Titel "Verständlicher Unterricht in der vortrefflichen Ringerkunst", was Historiker aber als "Beschreibung einer Raufkunst" betitelten. Petter war damals ein bekannter Athlet. Seine Beschreibungen inspirierten wiederum den Turnvater Gutsmuths. Das Ringerbuch von Hans Wurm wirkt primitiv. Es hat damals aber den Anfang gemacht, und hat heute einen hohen kulturhistorischen Wert. An Hand dieser Schrift kann die Entstehung des Ringens noch heute gut nachvollzogen werden.
Das Landshuter Ringerbuch
Im 15.Jh. betrachtete man die Ring-und Fechtkunst als einheitlich. Die ersten Werke, die seit Ende des Mittelalters entstanden, gaben die Urheber als Holzschnitte heraus. Diese Urheber waren häufig selbst mit dem Ringen und Fechten vertraut. Sie waren die Ersten, die der Nachwelt etwas Handfestes hinterließen. Und somit sind diese Verfasser auch die ersten Lehrer im Ringkampf gewesen, die ihr Wissen in Schriftform festhielten. Aus der Vergangenheit ist der Name Hans Thalhofer eng mit der Fechtkunst verbunden. Die Bildhandschrift "Thalhofer's Fechtbuch", die er 1467 veröffentlichte, ist das älteste Zeugnis spätmittelalterlicher Kampfkultur. Fechtmeister Thalhofer wusste um die Gunst der Stunde. Die Schrift erreichte bereits einen kleinen Kreis von Leuten und das auch bis in die untersten Bevölkerungsschichten. Ein Ziel von ihm bestand darin, für die Fechtkunst zu werben. Mit Beginn des 16.Jh. trennte sich allmählich die Linie zwischen Ring-und Fechtkunst. Um das Jahr 1500 entstand in Landshut ein Ringerbuch, das den Anfang der volkstümlichen Ringkunst markierte. Der Landshuter Kunsthandwerker Hans Wurm brachte "das Landshuter Ringerbuch", das älteste erhaltene Druckwerk der Stadt, unter die Bevölkerung. Auf 24 einzelnen Bildern erscheinen nacheinander das Titelbild, 22 Kampfpositionen von Ringerpaaren und die Schlusseite mit dem Stadtwappen von Landshut. Darüber und darunter erscheint: "Gedruckt zu Landshut"-"Hanns Wurm".
Hans Wurm, ein Seidensticker und Verleger, war ein vielbeschäftigter Mann. In gleich mehreren Bereichen des Kunsthandwerkes war er tätig. Unter den einfachen Bürgern fand die Ringkunst immer mehr Anhänger. Auch wenn hier noch teilweise das Bild der Ritterturniere in einigen Köpfen vorherrschte. Doch selbst an den königlichen Residenzen waren im 16.Jh. schon "Ringermeister" unterwegs. Sie lehrten ihren Schülern, wie man richtig "ringt". Das volkstümliche Ringen im 16.Jh. sah allerdings noch weit anders aus, als der spätere "griechisch-römische Stil" im 19.Jh.. Den Bauern und Handwerkern war noch der Gerichtskampf bekannt. Der brachte insbesondere bei Mann und Frau erhebliche Streitigkeiten hervor. Obwohl von der Kirche längst verboten, fand man ihn trotzdem noch. Bei Streitigkeiten sollte der Gerichtskampf entscheiden. Es kam zu regelrechten Kraftduellen zwischen den Parteien. Jeder glaubte an das Gottesurteil. Nur Gott weiß, wer Recht hat. Aber meistens pochten beide Streithähne darauf Recht zu haben. Auch vor dem Gebrauch von Waffen schreckte man nicht zurück. So kamen im Gerichtskampf auch Schwerter, Dolche und Lanzen zum Einsatz. Das der Kontrahent nichts zu lachen hatte, war klar. Etliche Menschen verloren so ihr leben. Wer Geld hatte, konnte jemanden für sich ins Rennen schicken. Beliebt war das bei Rittern, die sich so ein ordentliches Zubrot verdienen konnten. Auch die Rolle der beiden Geschlechter wurde streng geteilt. So sah man die Frau stets als unterlegen an. Falls es zum Kampf Mann gegen Frau kam, musste die männliche Fraktion einiges erdulden. Das "Ringen im Grüblein" machte hier Schule. Die Frau galt nur als halber Mann. Damit sie dennoch gegen ihn antreten konnte, musste der mit beiden Beinen in eine Grube. Die wurde dann zugeschüttet. Der Mann stand nun begraben bis zur Hüfte regungslos in der Grube. Dann wurde noch sein linker Arm am Gürtel festgebunden, zum Ausgleich der Kräfte. So stellte man es sich vor. Erst jetzt konnte das Ringen starten.
"Das Landshuter Ringerbuch" erschien als Holztafeldruck. Die Buchstaben schnitt man in spiegelverkehrter Weise in den Holzstock ein. Für Hans Wurm war das eine langwierige und mühsame Arbeit. Und einiges an Geld hat es auch gekostet. Als Einleitung erscheint "In Sankt Georgs Namen fang an". Seit dem Mittelalter hatte das Ringerlager zwei Bruderschaften, die "Unser Frauen Brüder" und die "Sankt Georgsbrüder". Beide waren verschieden. Das Werk von Hans Wurm diente als Lehrbuch. So erschienen manche Ringer in etwas gebückter Stellung. Das war oft die Ausgangsposition. Der eine versuchte dann den anderen nach zu eifern. Viel Aufsehen konnte das Ringerbuch nicht erzielen. Dafür waren die Möglichkeiten der Verbreitung zu schwach. Das einzige erhaltene Original wird heute im Landesarchiv von Berlin aufbewahrt. Niemand weiß, wie viele Exemplare überhaupt gedruckt wurden. Das Ringerbuch geriet lange in Vergessenheit. Wie der gesamte Ringkampf im mitteleuropäischen Raum. 1539 erschien in Wittenberg die "Ringerkunst" des Fabian von Auerswald. Das war die zweite Schrift, die sich speziell mit dem Ringen beschäftigte. Aber der 30-jährige Krieg brachte wieder ein Ende der Traditionen. Für lange Zeit verschwand die Ringkunst in der Versenkung. 1674 veröffentlichte der niederländische Ringer Nicolaus Petter in Amsterdam ein Buch mit dem Titel "Verständlicher Unterricht in der vortrefflichen Ringerkunst", was Historiker aber als "Beschreibung einer Raufkunst" betitelten. Petter war damals ein bekannter Athlet. Seine Beschreibungen inspirierten wiederum den Turnvater Gutsmuths. Das Ringerbuch von Hans Wurm wirkt primitiv. Es hat damals aber den Anfang gemacht, und hat heute einen hohen kulturhistorischen Wert. An Hand dieser Schrift kann die Entstehung des Ringens noch heute gut nachvollzogen werden.
