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Historische Wrestling Stories/Artikel
Hallo,
ich war auf der Suche nach einem bereits vorhandenen Thread im Hinblick auf Zeitungsartikel. Ich habe hier einige Aktenordner voll zum Thema Catchen/Wrestling. Kann ich diese Zeitungsartikel und andere Publikationen hier veröffentlichen?
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Smile Also ich würde prinzipiell sagen, dass gegen sowas nichts dagegen spricht und würde mich darüber freuen.
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Du kannst sie veröffentlichen, aber langsam frage ich mich wo der Haken ist dass du uns mit deinen fantastischen Beiträgen beglückst Smile ;).
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Ich wollte das Ok vom Team haben, bevor ich die Zeitungsartikel poste.
Was meinst du mit Haken?
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Ich glaube AA versteht nicht, dass du so viel für die Page hier bringst und das so ganz ohne Gegenleistung... :winke:

Aber auch ich bin natürlich sehr sehr froh, dass du hier auf unsere Page gefunden hast, denn seit Nef´s Abgang wurde die Geschichte ziemlich vernachlässigt.
Danke für deine große Arbeit und ich freue mich immer wieder über einen Beitrag von dir!!! Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch
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Die Gegenleistung besteht für mich darin, dass die Artikel veröffentlicht werden. Das genügt mir eigentlich schon.

In diesem Thread wurden ja größtenteils nur englische Sachen behandelt. Ich habe daher hier zum Anfang etwas aus meiner Region ausgewählt. Seit 1953 gab es in Deutschland ein Jugend-Verbot für Catch-Turniere, das partiell 1985 aufgehoben wurde.

Hier sind die Scans bezüglich des Urteils vom Verwaltungsgericht Bremen zum Jugend-Verbot:

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"Catcher-Turniere verboten"
"Bild" vom 03.04.1954

Moralische Gründe in Hannover - 170 Berufsringer protestieren

"Aus moralischen Gründen verbot Stadtdirektor Karl Wiechert gestern die Veranstaltung von Catcherturnieren in Hannover. In der schriftlichen Begründung heißt es, derartige Veranstaltungen seien jugendgefährdend und ruhestörend. Außerdem bestände der größte Teil der Besucher von Catcherturnieren aus "fragwürdigen Elementen". Der Verband der Berufsringer, dem 170 Mitglieder angehören, will jetzt einen Prozeß gegen die Stadt Hannover anstrengen. Manager Müller hatte für die geplante sechswöchige Veranstaltung 14 bekannte Ringer verpflichtet. Die Tagesgage wird auf 1200 DM beziffert. Auf polizeiliche Anordnung wurde der Aufbau des Zeltes unterbrochen. Die von Manager Müller befragten Bewohner der Umgebung des Catcherzeltes sollen erklärt haben, daß sie gegen die überlauten Pfiffe und Schreie der Zuschauer nichts einzuwenden haben. Die bisherigen Turniere hatten der Stadt Hannover täglich etwa 1200 DM an Vergnügungssteuer eingebracht."
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Hier einige Kommentare von Gegnern des Catchens:

"Dies hat nichts mehr mit Gaudi und noch viel weniger mit Sport zu tun. Solche Kämpfe sind Ausdruck tierischer Empfindungen und entbehren jedes ästhetischen Zuges."
Nürnberger Zeitung, 1950

"Gern auch habe ich die Berufsringer besucht, solange sie den gr.-röm. Göttern dienten. Zum Freistil gehe ich nicht."
Richard Kirn, 1950

"Die deutschen Amateurringer erkennen in dem Treiben der Berufsringer eine Schädigung des Ringkampfsportes und betrachten dieses Tun und Treiben nur als Schaustellung und schlechten Zirkus."
Deutscher-Athleten Bund (DAB), 1950

"Für Freistilturniere geben wir keinen Raum mehr, weil wir, wie dies die Schwerathleten wollen, reine Schaustellung und schlechten Zirkus im Sportteil nicht unterstützen können und wollen."
Fritz Merk, 1950

"Nach Ansicht aller drei Fraktionen sei ein Grund für das Absinken der Sportmoral in Berlin in den Catcher-Turnieren am Funkturm zu suchen."
Berliner Abendpost, 1951

"Das Publikum auf den Sportplätzen wird zu einer blutgierigen Masse, und damit ist auch diese Art des Sports der Teil einer psychologischen Kriegsvorbereitung."
1952

"Catchen verletzt das sittliche Empfinden weiter Kreise der Bevölkerung und trägt zur Verrohrung der Jugend bei."
Deutsch-evangelischer Frauenbund, 1952

"Diese Ringschlachten haben nichts mehr mit Sport zu tun. Zeigen Sie ihre Verachtung vor solchen Zuständen, die unserem Volk und unserer Zeit unwürdig sind. Halten Sie ihre Jungen und Mädchen vom Besuch dieser Vorstellungen ab, die an die tierischen Instinkte des Menschen appellieren."
Karlsruher Jugendring, 1951

Titel der Neuen Illustrierten 1952: "Dicke Männer mogeln auf der Matte"

"Wer zum Berufssport will, und zu ihm gegangen ist, der soll auch Profi sein. Nur bei uns hat er nichts mehr verloren und die Türen zu uns sind für ihn geschlossen."
Josef Hergl, DAB, 1952

"Der DAB ist der Auffassung, daß die Auswirkungen der Catcher-Turniere auf die Jugend zu einer derartigen staatlichen Maßnahme zwingen würden." (Jugendverbot)
DAB, 1952

"Ein Jugend-Verbot für Catcher-Turniere fordert der Landessportbund Niedersachsen...."
1952

"Was die Catcher zeigten, habe mit Ringkampfsport nichts zu tun."
DAB, 1953

"Der Ortsverband für Leibesübungen Mönchengladbach distanziert sich eindeutig von diesen Veranstaltungen. Die Stadtverwaltung wird dringend gebeten, derartige Veranstaltungen in Zukunft mit allen Nachdruck zu verhindern."
1952

"Während bisher bei den Berufsringern noch einigermaßen nach sportlichen Gesichtspunkten gekämpft wurde und einer oder zwei wilde Männer zur Aufpeitschung genügten, bietet Veranstalter Rudolf Zurth ein Rowditum, das an Rohheit kaum noch überboten werden kann."
Athletik, 1953

"Die Catcher kämpfen nach unserer Auffassung nicht ehrlich. Sie führen die Griffe nicht richtig durch, sondern helfen sich gegenseitig."
Hamburger Polizei-Sportverein, 1952

"Nun wollen die Catcher wieder in Berlin beginnen, und immer noch gibt es Zeitungen, die darüber im Sportteil berichten, obwohl es längst nichts mehr mit Sport zu tun hat. Der Verein Deutsche Sportpresse Berlin hat es in einer Resolution eindeutig festgelegt. Darum gibt es für uns nur eine Konsequenz: Ablehnen! Ignorieren!"
Illustr. Sport-Kurier, 1953

"Sie wollen aufklären, ob Catch nur Theater oder Sport oder brutale Rauferei ist? Als ehemalige Verlobte eines Catchers kann ich Ihnen sagen: Es war früher Sport, artete dann in brutale Rauferei aus und wurde schließlich zum Theater."
Elsa Maag, 1959

"Gebt keine Gemeinderäume und gemeinde-eigenen Plätze für Catcher-Veranstaltungen her. Verhindert, daß Jugendliche unter 18 Jahren diese Veranstaltungen besuchen."
Bild am Sonntag, 1957

"Es dürfte kaum einen ehrlichen Sportanhänger geben, der es fertigbringt, derartig menschenunwürdige Schaustellungen vom Anfang bis zum Ende anzusehen. Täglich werden neue Anhänger gewonnen, und das Fertigmachen, Umlegen und Killen wird auf das Niveau einer Sportausübung erhoben."
Urania-Universum, 1957

"Die im Internationalen Berufsringkämpfer Verband Hamburg (IBV) organisierten deutschen Berufsringkämpfer mögen es nicht gern, wenn man sie Catcher nennt. Sie bezeichnen sich als Freistil-Berufsringkämpfer."
IBV 1957

"Ich war selbst einmal der Not gehorchend Profi und kenne die Methoden die mich veranlaßten bald angewiedert dieser Gilde den Rücken zu kehren. Von der ganzen Truppe des Herrn Kaiser können eventuell zwei oder drei Ringen, die Anderen sind Schauspieler und haben vom seriösen Ringen keine Ahnung."
Hermann Simon, 1962

"Ringen war einmal die lukrativste Sportart der Welt. Als die Promoter an den Ergebnissen drehten, als Mitteilungen von Absprachen durchsickerten, verlor es seinen ganzen Kredit und sank auf das Niveau des heutigen Catcher-Rummels ab."
Max Schmeling, 1964
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Wer diesen Zeitungsartikel gelesen hat, der möge mal bitte seine Meinung dazu posten. Breites Grinsen

Offenbacher Zeitung von 1957
"Dr. phil. Adolf Kaiser"

Von unserem Pariser Korrespondenten Alfred Lang

"Im Programm des staatlichen französischen Fernsehens ist am Freitagabend eine Sendung vorgesehen, die unter dem nichtssagenden Titel "aktuelle Reportage" läuft. Sie bringt Ausschnitte aus Catch-Kämpfen in Pariser Sporthallen. Denjenigen Kunden, des Fernsehens, denen diese wüsten Prügeleien mißfallen und die keinen Geschmack daran finden, auf dem Fernsehschirm zuzusehen, wie die Catch-Champions aufeinander herumtrampeln, sich an den Haaren reißen und sich gegenseitig aus dem Ring schleudern, wird das Argument entgegengehalten, mit dem alle Radio- und Fernsehdirektoren der Welt die Kritiken ihrer Hörer und Zuschauer erledigen: "Ihnen gefällt das nicht gut. Aber unsere Sendungen sollen allen Kreisen der Bevölkerung gefallen, und der Catch gefällt der Mehrzahl. Also stellen Sie das Gerät ab, wenn Sie keinen Catch sehen wollen." Die franz. Television hat ungefähr eine halbe Million Abonnenten. Erfahrungsgemäß sitzen um jeden Empfänger mindestens vier Personen. Zwei Millionen Menschen bilden das Forum, vor dem etwa alle zwei Wochen der Regierungschef Mollet auftritt und auch der Dr. phil. Adolf Kaiser. Er ist gewiß nicht der Doktor der Philosophie und heißt auch nicht Adolf Kaiser. Er wird mit diesem für Franzosen doppelt unsympathischen Namen und dem akademischen Titel vorgestellt. Den fünfhundert oder tausend Liebhabern des Catch die ihre Eintrittskarte in Paris bezahlen, und den zwei Millionen Franzosen, die vor ihrem Bildschirm sitzen. "Der deutsche Catchmeister Adolf Kaiser, genannt der Würger, Doktor der Philosophie". Der Mann kann vielleicht gar kein Wort Deutsch, er ist etwas abstoßender als die Muskelpakete, die sonst den edlen Sport des Catch ausüben, hat ein noch etwas tiererischeres Gesicht und sieht aus wie der Lustmörder in amerikanischen Filmen fünfter Kategorie, in denen er in der letzten Szene von einem edelmütigen G-Man mit einem Colt zur Strecke gebracht wird. Als Partner dieses, wie im gesprochenen Kommentar eifrig wiederholt, germanischen Prachtmenschen wird stets sorgsam ein gut kontrastierender, nett und sportlich aussehender junger Mann gewählt, dem die angenehme Aufgabe zufällt, sich von dem angeblichen Adolf Kaiser in mehreren Runden demolieren zu lassen und schließlich unter dem grausamen Würgegriff der Catch-Germanen, wenn auch nicht völlig entseelt, so doch ohnmächtig auf die Bretter zu sinken und in feierlichem Zuge von den Angestellten der Sporthalle aus dem Saal getragen zu werden.

Das Publikum gerät während dieses, vermutlich in allen Einzelheiten vorher gut einstudierten Kampfes völlig außer Rand und Band. "Sale Boche", "Schlagt den Nazi tot!" sind noch gemäßigte Ausrufe einer hysterischen Menge, deren Wut nicht nur von den sogenannten Kampfrichtern, sondern auch von dem Kommentator der staatlichen Fernsehgesellschaft immer wieder dadurch gestachelt wird, daß man Namen, Titel und Nationalität des Schlägers wiederholend unterstreicht. Und wenn Sie mich fragen, sind sie auch noch zu lasch. Diesem Theater im Ring muß mal ordentlich die Meinung gegeigt werden. Wie die Hostessen springen sie auf ihren Gegnern rum, die wie ausgelutschte Gummipuppen wirken. Da fällt selbst mir die Kinnlade runter. Wegen meiner sollen sie ihn totschlagen. Man bekommt es ja mit der Angst zu tun bei diesen Kämpfen. Sie strotzen nur so vor Brutalität. Ja selbst die Nazis wären da in den Zelten schwach geworden. Vermutlich hätten sie sich selbst noch im Publikum die Kugel gegeben. Wenn sie diesen Mist gesehen hätten. Wenn die "aktuelle Reportage" vorüber ist und das charmante Gesicht der Ansagerin wieder auf dem Schirm erscheint, atmen zwei Millionen Menschen, darunter sicher ein Drittel Kinder, erlöst auf und sagen zueinander, was dieser Boche Adolf Kaiser doch für ein namenloses Schwein sei. Die Erwachsenen hören am nächsten Tag Monsieur Mollet über die deutsch-franz. Freundschaft begeisterte Sätze sagen. Die Leute werden in den Schulen über die neue europäische Epoche der franz. Geschichte von wohlgesinnten Lehrern aufgeklärt, aber der Adolf Kaiser, deutscher Doktor der Philosophie, der wohl sich ein armes Luder, aber weder Adolf Kaiser noch Deutscher Doktor ist, spukt in allen Köpfen bis zum nächsten Freitag, an dem fünfhunderttausend Geräte angedreht werden, um zwei Millionen Menschen das deutsche Gruseln zu lehren.

Mir scheint sehr fraglich, ob die gescheiten und versöhnlichen Reden und Aufsätze der geistigen Elite Frankreichs, ob alle Bemühungen um ein verbessertes Verständis mit dem deutschen Nachbar ein so breites und dankbares Publikum finden wie die Catchsendungen des Fernsehens. Joseph Goebbels hätte, propagandistisch die Versöhnung zu unterwühlen, nicht raffinierter vorgehen können. Die "Radiodiffusion et Télévision Francaise" unterhält auf der einen Seite eine Abteilung für deutschsprachige Sendungen, die nebenbei gesagt einen Haufen Geld kosten und von niemand abgehört werden, um die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich zu festigen, und auf der anderen Seite gibt sie Bildsendungen, die in der ekelhaftesten Weise zu deutschfeindlichen Kundgebungen gemacht werden können, ohne daß einer der zahlreichen Verantwortlichen bisher einen Finger gerührt hätte. Ja ich rede vom Catch. Jener deutschfeindlichen Kundgebung in den Zelten. Biersaufende Kolosse schlagen um sich als hätten sie nichts besseres zu tun. Was für eine Witzveranstaltung. Die Intellektuellen schauen sich ja auch die Catch-Kämpfe nicht an. Das überlassen sie dem Volk aus den unteren Schichten. Und lassen es mithilfe eines falschen deutschen Doktors der Philosophie zweimal im Monat vergiften. Dann verfassen sie begeisterte Artikel über Volksversöhnung, die allerdings wiederum von den Leuten, die sich Catch-Kämpfe ansehen, nicht gelesen werden. Und so kommt es, das bei den Catch Veranstaltungen fast nur minder intelligente Menschen sitzen. Sie können Fiktion von Realtität nicht unterscheiden. Was soll man auch von einem Penner erwarten, der eine Mark locker macht, nur um diese Freistilkämpfe zu sehen. Ich habe das Pariser Außenministerium und die Fernsehgesellschaft auf diese merkwürdige Sendung aufmerksam gemacht. Wenn schon die Aufreizung zum Völkerhaß gesetzlich nicht belangt werden kann, so soll sie wenigstens nicht mit Staatsgeldern honoriert werden. Und Catch ist nun wirklich völkerfeindlich."
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1955
Bedenken gegen den Catcher-Rummel
"Kitsch as Kitsch can..."
"Mehr Theater" als Sport - Kein Vorbild für Jugendliche

"Frankfurt (Main). Behörden und Organisationen werden zur Wintersaison in der Bundesrepublik den zahlreichen "Freistilringer-Unternehmen" nochmals ernsthaft auf den Zahn fühlen. Auch die Juristen haben sich in den letzten Wochen mit diesem Problem beschäftigen müssen und in verschiedenen Städten plant man, zumindesten den Jugendlichen den Zutritt zu diesen Veranstaltungen zu verbieten. Denn die Jugendlichen machen weitaus den größten Teil der Zuschauer aus und gerade sie können am wenigsten erkennen, daß es sich bei den Freistilkämpfen mehr um ein "Theater" als um Sport handelt. Den besten Beweis lieferten die letzten Zwischenfälle in Bremen. Dort kam es auf der Bürgerwiese zu erheblichen Tumulten. Ganze Schlägergruppen versuchten Ringer und Ringrichter zu verprügeln, weil das Publikum mit den Manipulationen nicht einverstanden war. Die Veranstalter verschwanden über Nacht, hatten mehr Schulden als Einnahmen und werden heute noch von der Polizei gesucht. Aber auch in anderen Städten kam es zu Tumulten. Immer öfters mußte die Polizei eingreifen, um Ringer und Veranstalter vor den "zornigen Volksmassen" zu schützen.

Wie schlecht es um die Mode der Freistil-Ringkämpfe bestellt ist, zeigen die neuen "Ideen" der Veranstalter. Der einfache Freistilkampf genügt schon nicht mehr. Als "Sensationen" werden "Bi-Catch-Kämpfe" angepriesen oder sogenannte "Alaska-Kämpfe". Daben treten gleichzeitig drei und vier Ringer gemeinsam auf und beginnen wüste Keilerein, die nach außen hin furchtbar gefährlich aussehen. Im Grunde aber weiß jeder Fachmann, daß sich die starken Männer niemals wehtun und daß die Entscheidung der einzelnen Kämpfe vorher oft genug besprochen und abgemacht wird. Es werden auch wohlüberlegt "Publikumslieblinge" und "Schwarze Schafe" gezüchtet, die sich ganz nach den Wünschen der rasenden Zuschauer gebärden. Während in der ersten Zeit der Nachkriegs-Freistilkämpfe immer noch etwas sportlicher Geist gewahrt blieb, haben sich die Veranstalter nun völlig auf "ihr" Publikum eingestellt. Weitaus die größte Zahl der guten alten Freistilringer hat den Dienst quittiert und geht einem bürgerlichen Beruf nach. Auch Sensationen wie der Auftritt entgleister Boxer, ziehen nicht mehr. Maskierte Catcher sind zur Gewohnheit geworden und niemand glaubt mehr an das "Geheimnisvolle" dieser "Nummern". Fest steht allerdings daß Jugendliche durch den Besuch solcher Freistilkämpfe oft genug zu Gewalttätigkeiten angeregt werden. Dies hat sich in manchen Gerichtsverhandlungen der letzten Zeit in der Bundesrepublik erwiesen. Zu bedenken ist außerdem, daß in keinem Land der Erde im Vergleich zur Bevölkerungzahl derart viele Freistilunternehmen herumreisen, wie gerade in der Bundesrepublik. Eine Nachkriegserscheinung, die in den Damen-Freistil-Kämpfen "gipfelt"!
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Der Catcher Felix Kerschitz veröffentlichte damals eine Broschüre mit dem Titel "Ringkampf Schiebung". Als einer der ersten Aktiven sprach Kerschitz, in der damals üblichen Art und Weise, über den Verlauf des Catchens.

FELIX KERSCHITZ
RINGKAMPF SCHIEBUNG

VORWORT


"Überall dort, wo die Catcher Abend für Abend die Massen in den Arenen der Großstädte locken, taucht von Zeit zu Zeit das häßliche Wort Schiebung auf. "Ist ja sowieso gestellt", zwinkert der "Eingeweihte" unter den Zuschauern seinem Nachbarn zu, "Schiebung!" brüllt es dann bald von den Rängen und schließlich macht der "Skandal bei den Catchern" auch vor den Schlagzeilen der Presse nicht halt. Kein Wunder, wenn dann die allgemeine Absicht dahingeht, daß die Berufsringer zwar vielleicht für den Zirkus geeignet, keineswegs aber als Sportler anzusprechen sind.

Damit ist aber aich schon die Haltung der Presse gegeben, die für uns, da ja unser Handwerk nicht als Sport betrachtet wird, nur dann Platz hat, wenn man mit einer Skandalaffäre um den Ring die Auflage sprunghaft steigern zu können glaubt. Wir Berufsringer sind dagegen machtlos. Man schweigt unsere Leistungen einfach tot und die meisten von uns haben sich leider damit abgefunden. Dennoch kommt es immer wieder vor, daß wir von den Freunden unseres Sports gefragt werden, wie es nun wirklich hinter den Kulissen aussieht.

Nicht immer erhalten die wißbegierigen Anhänger dann auch die gewünschte Auskunft. Denn meist ist der Ringer froh, wenn er außerhalb der Seile von seinem Beruf und seiner Arbeit nichts zu hören bekommt. Er ist eben nach einem Kampf so abgespannt, daß er eine ablenkende Unterhaltung den Kulissengesprächen mit einem, wenn auch noch so liebenswürdigen Sportfreund vorziehen wird. Viele Fragen bleiben damit weiter ungeklärt, vieles dem Laien unverständlich. Deshalb die vorliegende Broschüre. Ich will hier einmal versuchen, in knappen Umrissen Tatsachen aus dem Leben in-und außerhalb des Ringes zu berichten. Der objektive Leser möge dann selbst entscheiden. Sollte es mir dabei gelingen, auch nur einen kleinen Teil meiner Leser von unserer schweren Arbeit und unserem ehrlichen Bemühen zu überzeugen, dann hat dieses Heft voll und ganz seinen Zweck, dem Ringsport zu neuem Ansehen zu verhelfen, erfüllt."

Teil 1
CATCHER IN ALLER WELT


"In Paris, London und ganz besonders in den Staaten, neuerdings aber auch in den deutschen Großstädten, ziehen die Catcher Zuschauermassen an, die noch vor wenigen Jahren niemand für möglich gehalten hätte. Dabei ist die Stilart des "Catch as catch can" gemessen am Alter des klassischen Ringkampfes ein Säugling, freilich ein ungebärdiger, der mit Riesensprüngen in die Nachfolge des griechisch-römischen Stils hineinwächst. Mit dieser Entwicklung mußte natürlich notwendigerweise auch die Stellung der Berufsringer einschneidende Änderungen erfahren. Bewegen sich doch die Leistungen der Catcher täglich hart an der Grenze dessen, was ein menschlicher Körper überhaupt ertragen kann. So gibt es heute in Amerika Stars, die Unsummen verdienen, ohne deshalb über die Achsel angesehen zu werden. In Rußland wieder sind die Berufsringer sogar staatliche Beamte mit fixem Gehalt und zweimonatigem bezahlten Urlaub.

Nur bei uns ist dies ander. Unsere Arbeit wird kaum gewürdigt, meist spricht man nur von Skandalen und neidet uns die angeblich schwindelerregenden Gagen. Wie sieht es aber damit in Wirklichkeit aus? Wir arbeiten um unser Brot sicher hart und jeder Ringer kann bedenkenlos einen Eid ablegen, daß er mit dem Einsatz seines ganzen Könnens und seiner ganzen Kräfte kämpft. Immer wird der an diesem Tag bessere Mann Sieger sein. Denn Vorteile und Protektion wie in anderen Berufen gibt es bei uns nicht. Hier muss jeder sein Können beweisen und kann sich nur dann durchsetzen, wenn er dazu die körperlichen Voraussetzungen mitbringt. Ein Manager kann einen Ringer zwar geschickt lancieren, ein Faktum, das aber schließlich auch bei den Boxern durchaus in Ordnung befunden wird. Man kann einem Ringer Erleichterungen gewähren, ihm schwächere Gegner vorsetzen und ihm mehrere Rasttage zwischen schwereren Kämpfen verschaffen. Dies liegt aber genau so im Interesse der Zuschauer wie in dem des betreffenden Ringers. Schließlich können nur ausgeruhte Körper wirklich Höchstleistungen vollbringen.

Wenn der Ringer ein Kassenmagnet ist, wird dem Veranstalter sicher sehr an den Siegen seines Lieblings gelegen sein. Eine Niederlage des Stars kann aber auch er nicht verhindern. Ein solcher Sieg ist für den schwächeren Ringer ein Sprungbrett zum weiteren Aufstieg und niemals wird er sich daher diese Chance entgehen lassen. Denn jeder Ringer weiß, daß er sofort mehr Zuschauer anzieht, wenn er seine Kämpfe gewinnt und dabei gute Figur macht. Vermeidliche Niederlagen wären verderblich, denn letzten Endes ist ja schließlich die Nachfrage von seinem Können abhängig. Auch dem Veranstalter ist es egal, wem er die Spitzengage bezahlen muß. Es kommt ihm ja nur auf die Einnahme an. Wer sie bringt, ist einerlei, denn darüber ist sich wohl jeder Ringer klar, Geld wollen die Veranstalter eigenartigerweise alle-je mehr, desto besser. Wo bleibt also seitens der Ringer das Motiv für einen etwaigen Schwindel?

Wenn Sie es ertragen können, daß beim Ringen Geld verdient wird, dann lesen Sie, bitte, weiter. Rechnen Sie sich die Spesen einer Veranstaltung aus. Von den Einnahmen gehen sofort rund 60% für Saalmiete, Lustbarkeitssteuer und WUST ab. 10% verdient der Unternehmer, von den restlichen 30% müssen die Kosten der Reklame, die Spesen der Ringer, die durch die weite Anreise nicht klein sind, und last not least die Gagen bezahlt werden. Von der Gage wird aber noch einmal die Lohnsteuer des Einzelnen abgezogen. Dazu ein Leben in der Fremde, das für den Teilnehmer am Ringerturnier alles andere als billig ist. Viel bleibt da wirklich nicht übrig. Es gibt natürlich Spitzengagen, aber auch diese werden nicht täglich und das ganze Jahr verdient. Die Saison ist kurz und der Ringer in dieser Zeit außerdem von den Verletzungen abhängig. Dazwischen liegen viele Monate tote Saison.

Jeder Ringer wird also bestrebt sein, in dieser kurzen Zeit soviel als möglich zu leisten. Die erhöhte Leistung ist es ja, die ständig mehr Zuschauer bringt. Auf sie ist aber der Ringer allein angewiesen. Trotzdem schreiben nur wenig Zeitungen von diesem Sport, ja in der deutschen und österreichischen Presse findet man höchstens zwei oder drei Zeilen. Dabei ist heute vielen Zuschauern dieser Sport ein Bedürfnis und mancher von ihnen freut sich schon den ganzen Tag auf die Kämpfe des kommenden Abends. Die Devise des alten Roms "panem et circenses" hat auch heute nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt. Brot und Spiele! Gönnt doch den arbeitenden Menschen ihr abendliches Vergnügen. Niemand soll den anderen eine Meinung aufzwingen und keiner hat das Recht, auf den anderen deshalb einen Stein zu werfen.

Auch in der Presse stimmt außer dem täglichen Datum nicht immer alles, was die Spalten füllt. Leider aber ist es so, daß die Meinung der Berichterstatter über die Berufsringer nun einmal eine vorgefaßte ist. Ich will keineswegs die ehrliche Absicht des einzelnen Reporters anzweifeln. Aber, würde ich auf einem anderen Gebiet der Ansicht der betreffenden Zeitung widersprechen, würde man mir bestimmt zur Antwort geben, als Ringkämpfer könnte ich das ja gar nicht verstehen. Nun, ich glaube kaum, daß der Berichterstatter vom Berufsringen mehr versteht! Der Unterschied ist nur der, daß er gegen uns Artikel loslassen kann, wir aber müssen schweigen, weil wir für unsere Antwort keine Zeitung zur Verfügung haben. Das Berufsringen ist eben nach Ansicht vieler kein Sport."

Fortsetzung morgen....
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