15.03.2010, 19:56
(Ein Datum ist bei mir nicht verzeichnet. Dieser Bericht von Felix Kerschitz ist wohl aus den 60er Jahren, oder sogar noch älter.)
Teil 3
"KONKURRENZ DER VERANSTALTER"
"Wenn der Ringkampf heute teilweise in Verruf gekommen ist, weil das Geschäft auf jeden Fall in manchen Fällen den Vorzug erhalten hat, dann liegt dies sicher am wenigsten im Willen des einzelnen Ringers. Es ist für ihn leider nicht immer leicht, due Wünsche des Veranstalters und die der Öffentlichkeit zu vereinbaren. Trotzdem wird er sich immer bemühen schöne und interessante Kämpfe zu liefern. Im allgemeinem kommen auch kaum Auswüchse vor. Schlimm wird es erst, wenn mehrere Veranstalter zur gleichen Zeit Großveranstaltungen aufziehen wollen, wie ein von mir selbst erlebter Fall deutlich zeigt.
Zwei der größten und bekanntesten Ringer wurden einmal für eine Großveranstaltung in einer französischen Stadt zu einem Titelkampf verpflichtet. Als der Konkurrenzunternehmer von diesem Plan hörte, setzte er sich sofort ins Flugzeug, um die betreffenden Ringer von diesem Kampf abzuhalten. Er bot beiden die doppelte Gage, wenn sie krank oder unabkömmlich wären. Diese üble Praktik führte leider zum Erfolg. Der erste Veranstalter verlor ein kleines Vermögen und konnte den verschobenen Kampf nicht mehr abhalten. Nun trat sein Konkurrent neuerlich auf den Plan und verpflichtete die beiden zu dem geplanten Titelkampf. Die Folge war aber auch hier ein riesiges Defizit, da die Zuschauer das Vertrauen verloren hatten. Beide Kämpfer waren prozentual an den Einnahmen beteiligt gewesen. Sie hatten nicht nur diesen Verlust zu ertragen, sondern auch für längere Zeit ihre Zugkraft verloren. Das Publikum war verärgert und man sprach wieder einmal von Schiebung.
Um solchen Vorfällen vorzubeugen, wäre es notwendig, einen europäischen Verband zu schaffen. Leider ist dies zur Zeit unmöglich, da kein Landesverband der Berufsringer sich einem anderen Landesverband unterstellen will. Jeder Verband hat seine lizenzierten Veranstalter, die ihre besten Leute gerade irgendwo beschäftigt haben Meist laufen ja zur gleichen Zeit in Europa mehrere Ringerturniere und es wäre kaum möglich, ein bestimmtes Turnier mit den wirklich besten Ringern zu beschicken. Der einzige Ausweg wären Veranstaltungen eines einzelnen Kampfabends zum Zwecke von Titelkämpfen, wie dies beim Boxen der Fall ist. Dazu müßte vorerst die Saison über das ganze Jahr hinaus ausgedeht werden, wofür es allerdings im zerbomten Deutschland und auch in Östereich noch immer an geeigneten Hallen fehlt. Kein Besucher könnte einen Eintrittspreis von 8.-bis 50.DM bezahlen, um die Spesen zu decken. Bevor hier nicht Abhilfe geschaffen wird, muß es wohl oder übel weiterhin der Tüchtigkeit und Zahlungsfähigkeit der einzelnen Veranstalter überlassen werden, erstklassige Turniere aufzuziehen. Damit wird es aber, was man uns immer wieder vorwirft in diesem Sport meist zwei bis drei Europameister und ebenso viele Weltmeister geben. Amerika nennt seit 5 Jahren einen der allergrößten Könner, den 2m großen und 180kg schweren Frank Sexton Weltmeister. Daneben wird aber auch Jim Londos und dem riesigen Italiener Primo Carnera der gleiche Titel zuerkannt. In England führt man Assirati als Weltbesten an, in Deutschland Hans Schwarz. Leider könnte über diese Qualifikationen nur das Aufeinandertreffen dieser Konkurrenten entscheiden. Die oben angeführten Gründe machen dies aber nach wie vor unmöglich."
Fortsetzung morgen...
Teil 3
"KONKURRENZ DER VERANSTALTER"
"Wenn der Ringkampf heute teilweise in Verruf gekommen ist, weil das Geschäft auf jeden Fall in manchen Fällen den Vorzug erhalten hat, dann liegt dies sicher am wenigsten im Willen des einzelnen Ringers. Es ist für ihn leider nicht immer leicht, due Wünsche des Veranstalters und die der Öffentlichkeit zu vereinbaren. Trotzdem wird er sich immer bemühen schöne und interessante Kämpfe zu liefern. Im allgemeinem kommen auch kaum Auswüchse vor. Schlimm wird es erst, wenn mehrere Veranstalter zur gleichen Zeit Großveranstaltungen aufziehen wollen, wie ein von mir selbst erlebter Fall deutlich zeigt.
Zwei der größten und bekanntesten Ringer wurden einmal für eine Großveranstaltung in einer französischen Stadt zu einem Titelkampf verpflichtet. Als der Konkurrenzunternehmer von diesem Plan hörte, setzte er sich sofort ins Flugzeug, um die betreffenden Ringer von diesem Kampf abzuhalten. Er bot beiden die doppelte Gage, wenn sie krank oder unabkömmlich wären. Diese üble Praktik führte leider zum Erfolg. Der erste Veranstalter verlor ein kleines Vermögen und konnte den verschobenen Kampf nicht mehr abhalten. Nun trat sein Konkurrent neuerlich auf den Plan und verpflichtete die beiden zu dem geplanten Titelkampf. Die Folge war aber auch hier ein riesiges Defizit, da die Zuschauer das Vertrauen verloren hatten. Beide Kämpfer waren prozentual an den Einnahmen beteiligt gewesen. Sie hatten nicht nur diesen Verlust zu ertragen, sondern auch für längere Zeit ihre Zugkraft verloren. Das Publikum war verärgert und man sprach wieder einmal von Schiebung.
Um solchen Vorfällen vorzubeugen, wäre es notwendig, einen europäischen Verband zu schaffen. Leider ist dies zur Zeit unmöglich, da kein Landesverband der Berufsringer sich einem anderen Landesverband unterstellen will. Jeder Verband hat seine lizenzierten Veranstalter, die ihre besten Leute gerade irgendwo beschäftigt haben Meist laufen ja zur gleichen Zeit in Europa mehrere Ringerturniere und es wäre kaum möglich, ein bestimmtes Turnier mit den wirklich besten Ringern zu beschicken. Der einzige Ausweg wären Veranstaltungen eines einzelnen Kampfabends zum Zwecke von Titelkämpfen, wie dies beim Boxen der Fall ist. Dazu müßte vorerst die Saison über das ganze Jahr hinaus ausgedeht werden, wofür es allerdings im zerbomten Deutschland und auch in Östereich noch immer an geeigneten Hallen fehlt. Kein Besucher könnte einen Eintrittspreis von 8.-bis 50.DM bezahlen, um die Spesen zu decken. Bevor hier nicht Abhilfe geschaffen wird, muß es wohl oder übel weiterhin der Tüchtigkeit und Zahlungsfähigkeit der einzelnen Veranstalter überlassen werden, erstklassige Turniere aufzuziehen. Damit wird es aber, was man uns immer wieder vorwirft in diesem Sport meist zwei bis drei Europameister und ebenso viele Weltmeister geben. Amerika nennt seit 5 Jahren einen der allergrößten Könner, den 2m großen und 180kg schweren Frank Sexton Weltmeister. Daneben wird aber auch Jim Londos und dem riesigen Italiener Primo Carnera der gleiche Titel zuerkannt. In England führt man Assirati als Weltbesten an, in Deutschland Hans Schwarz. Leider könnte über diese Qualifikationen nur das Aufeinandertreffen dieser Konkurrenten entscheiden. Die oben angeführten Gründe machen dies aber nach wie vor unmöglich."
Fortsetzung morgen...
