23.03.2010, 22:33
Teil 10
"WIR KÄMPFEN FÜR REINHALTUNG DES RINGSPORTES"
"Jeder ehrliche Sportler unter uns Ringern, und das sind die meisten von uns wirklich, wird sich natürlich selbst bemühen, Vorkommnisse, die das Ansehen des Ringsportes schädigen, zu vermeiden. Leider schadet die Undiszipliniertheit einiger Ringer mehr als die Anfeindung einzelner Gegner und Behörden. Es ist schon vorgekommen, dass ein Ringer gänzlich untrainiert in den Ring geklettert ist und dann natürlich eine lächerliche Figur gemacht hat. Ein anderes Mal largierte ein Ringer vom Gong weg, da er sich einbildete, er hätte gegen seinen Gegner sowieso keine Chance. Manchmal versuchen auch Veranstalter durch eine unwahre Anpreisung der Kämpfer größere Zuschauermengen zu erreichen. Darüber mache ich mir als objektiver Kenner unseres Sportes keine Illusionen. Aber, und das ist das Entscheidende, mit mir setzen sich heute schon viele Ringer dafür ein, dass endlich ein Weg gefunden werden möge, um solche Vorfälle in Zukunft zu unterbinden. Das Publikum muss wieder Vertrauen gewinnen und überzeugt werden, dass wir es ehrlich meinen! Fälle, in denen der Ehrgeiz über dem sportlichen Motiv steht, sind strenge zu bestrafen. Kein Weltmeister ist unersetzlich, wie die täglichen Rekorde beweisen. Kein Veranstalter darf den Gang eines Turnieres beeinflußen, denn wir alle, Publikum, Ringer und auch Veranstalter haben nur Interesse für Kämpfe, wo der Bessere siegt. Eines wird aber kaum zu vermeiden sein, solange Zuschauer nicht mithelfen: Nämlich, dass ein Ringer manchmal die Nerven verliert und dann alle Gebote der Fairneß vergißt.
Auch ein anderer Zuschauer wird sich nicht gerne von den Anhängern verhöhnen lassen. Aber leider glauben manche unsportliche Rowdies immer wieder, dass sie der Kauf einer Eintrittskarte auch zum Randalieren berechtigt. Auch ein Fußballer wird manchmal ein Foul verüben, ernstere Folgen werden dabei aber kaum eintreten. Beim Ringer ist das nicht so einfach. Oft wird er andauernd, für die meisten Zuschauer unsichtbar, schwer gefoult! Wenn ihm dann die Nerven durchgehen und er sich zu einer Revanche hinreißen läßt, ist das natürlich unsportlich, aber doch zu begreifen. Keinesfalls berechtigt es den Fanatiker aus der letzten Reihe aber dazu, jetzt vorzustürmen und mit dem Schirm oder anderen "Waffen" auf den Übeltäter loszugehen. Dabei hat es doch der Zuschauer nicht so schwer, seine Nerven im Zaum zu behalten. Seine Anspannung beträgt schließlich nur einen Bruchteil von jener, der der Ringer im Kampf ausgesetzt ist.
Trotzdem gibt es leider manche Ringe, in denen der Ringer durch den Fanatismus mancher Besucher geradezu zu Unsportlichkeiten aufgeputscht wird. Etwas mehr Einsehen seitens der Zuschauer könnte da schon manches ändern. Ich kenne nämlich viele Ringer, die durch solche Parteinahme vollständig aus der Fassung geraten und dann zu wüten beginnen. Es soll natürlich nicht vorkommen, wird sich aber ohne Hilfe der Zuschauer nicht vermeiden lassen.
Entschuldigen will ich solche Fälle sich nicht, ich bitte nur um etwas Verständnis! Zum Glück sind wir nicht nachtragend und der Zorn, der uns vielleicht noch im Ring gegen unseren Widersacher erfüllt, ist bald verraucht. Da wir ja sozusagen täglich beruflich "raufen", bedeutet uns eine tätliche Entgleisung nicht mehr, als einem anderen ein Zank mit Worten! Das nur nebenbei! Übrigens hat sich die Kampfleitung noch immer durchgesetzt und dafür gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen.
Damit habe ich mir endlich einmal die dringenden Probleme unseres Sportes vom Herzen geschrieben. Sollte ich manche Leser von unserem ehrlichen Wollen überzeugt haben, wäre dies für mich schönster Lohn. Die ewigen Skeptiker aber haben wenigstens einen, wie ich hoffe, interessanten Blick zwischen die Seile getan."
ENDE
Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Felix Kerschitz, Wien VII, Neubaug. 36
Druck Josef Salesy, Wien V, Schloßgasse 23
"WIR KÄMPFEN FÜR REINHALTUNG DES RINGSPORTES"
"Jeder ehrliche Sportler unter uns Ringern, und das sind die meisten von uns wirklich, wird sich natürlich selbst bemühen, Vorkommnisse, die das Ansehen des Ringsportes schädigen, zu vermeiden. Leider schadet die Undiszipliniertheit einiger Ringer mehr als die Anfeindung einzelner Gegner und Behörden. Es ist schon vorgekommen, dass ein Ringer gänzlich untrainiert in den Ring geklettert ist und dann natürlich eine lächerliche Figur gemacht hat. Ein anderes Mal largierte ein Ringer vom Gong weg, da er sich einbildete, er hätte gegen seinen Gegner sowieso keine Chance. Manchmal versuchen auch Veranstalter durch eine unwahre Anpreisung der Kämpfer größere Zuschauermengen zu erreichen. Darüber mache ich mir als objektiver Kenner unseres Sportes keine Illusionen. Aber, und das ist das Entscheidende, mit mir setzen sich heute schon viele Ringer dafür ein, dass endlich ein Weg gefunden werden möge, um solche Vorfälle in Zukunft zu unterbinden. Das Publikum muss wieder Vertrauen gewinnen und überzeugt werden, dass wir es ehrlich meinen! Fälle, in denen der Ehrgeiz über dem sportlichen Motiv steht, sind strenge zu bestrafen. Kein Weltmeister ist unersetzlich, wie die täglichen Rekorde beweisen. Kein Veranstalter darf den Gang eines Turnieres beeinflußen, denn wir alle, Publikum, Ringer und auch Veranstalter haben nur Interesse für Kämpfe, wo der Bessere siegt. Eines wird aber kaum zu vermeiden sein, solange Zuschauer nicht mithelfen: Nämlich, dass ein Ringer manchmal die Nerven verliert und dann alle Gebote der Fairneß vergißt.
Auch ein anderer Zuschauer wird sich nicht gerne von den Anhängern verhöhnen lassen. Aber leider glauben manche unsportliche Rowdies immer wieder, dass sie der Kauf einer Eintrittskarte auch zum Randalieren berechtigt. Auch ein Fußballer wird manchmal ein Foul verüben, ernstere Folgen werden dabei aber kaum eintreten. Beim Ringer ist das nicht so einfach. Oft wird er andauernd, für die meisten Zuschauer unsichtbar, schwer gefoult! Wenn ihm dann die Nerven durchgehen und er sich zu einer Revanche hinreißen läßt, ist das natürlich unsportlich, aber doch zu begreifen. Keinesfalls berechtigt es den Fanatiker aus der letzten Reihe aber dazu, jetzt vorzustürmen und mit dem Schirm oder anderen "Waffen" auf den Übeltäter loszugehen. Dabei hat es doch der Zuschauer nicht so schwer, seine Nerven im Zaum zu behalten. Seine Anspannung beträgt schließlich nur einen Bruchteil von jener, der der Ringer im Kampf ausgesetzt ist.
Trotzdem gibt es leider manche Ringe, in denen der Ringer durch den Fanatismus mancher Besucher geradezu zu Unsportlichkeiten aufgeputscht wird. Etwas mehr Einsehen seitens der Zuschauer könnte da schon manches ändern. Ich kenne nämlich viele Ringer, die durch solche Parteinahme vollständig aus der Fassung geraten und dann zu wüten beginnen. Es soll natürlich nicht vorkommen, wird sich aber ohne Hilfe der Zuschauer nicht vermeiden lassen.
Entschuldigen will ich solche Fälle sich nicht, ich bitte nur um etwas Verständnis! Zum Glück sind wir nicht nachtragend und der Zorn, der uns vielleicht noch im Ring gegen unseren Widersacher erfüllt, ist bald verraucht. Da wir ja sozusagen täglich beruflich "raufen", bedeutet uns eine tätliche Entgleisung nicht mehr, als einem anderen ein Zank mit Worten! Das nur nebenbei! Übrigens hat sich die Kampfleitung noch immer durchgesetzt und dafür gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen.
Damit habe ich mir endlich einmal die dringenden Probleme unseres Sportes vom Herzen geschrieben. Sollte ich manche Leser von unserem ehrlichen Wollen überzeugt haben, wäre dies für mich schönster Lohn. Die ewigen Skeptiker aber haben wenigstens einen, wie ich hoffe, interessanten Blick zwischen die Seile getan."
ENDE
Verleger und für den Inhalt verantwortlich: Felix Kerschitz, Wien VII, Neubaug. 36
Druck Josef Salesy, Wien V, Schloßgasse 23
