10.04.2010, 15:48
Eigentlich wollte ich heute und morgen noch im Bett bleiben. Aber irgendwie musste ich dann doch wieder was posten.
Hamburger Abendblatt
05.02.1975
„Buhmänner im Ring“
Im "Sport-Spiegel": Catcher und ihr Publikum
"Zartfühlende Menschen stößt es eher ab, für ein nicht ganz so feines Publikum ist es ein Riesengaudium: Catchen. Das Spiel ehrbarer Bürger als Würger vom Dienst ist das Thema des heutigen "Sport-Spiegels". Zum Vergnügen der Massen werden die "Eisenköppe der Nation", die berufsmäßigen Catcher, allabendlich zu Raufbolden und Buhmännern, zu Bösewichtern und blutrünstigen Muskelprotzen, die man ungestraft auslachen und anpöbeln kann. Sportreporter Horst Reuther ("Catchen ist kein Sport, Catchen ist eine einzige Show") hat die 15 Mann starke Catcher-Truppe, die zur Zeit durch die Bundesrepublik reist, zehn Tage lang in der Wiesbadener Rhein-Main-Halle beobachtet beim Training, beim Kampf und in ihrer Freizeit.
Sein Urteil: "Sie sind alle ganz liebenswerte, intelligente Menschen, die ihre Rolle als Buhmänner im Ring durchaus richtig einschätzen. Für sie ist das Catchen in erster Linie schnell verdientes Geld. Abend für Abend kassiert jeder von ihnen 500 bis 600 Mark, dafür spielen sie gern den Fiesen, bringen den Klamauk, den das Publikum von ihnen verlangt." Gustl Kaiser, Manager der catchenden Wandertruppe, bestreitet zwar hartnäckig, daß der ausgetragene "Kampf um den Europa-Pokal" rein auf Showeffekte abgestimmt ist, doch Reuther widerspricht ihm : "Man sieht ganz deutlich, daß der Verlauf der Kämpfe vorher genau abgesprochen ist."
Der Autor hat aus dem Spektakel einen "Augen- und Ohrenschmaus" gemacht, keine Analyse über Wert oder Unwert des Catch-Sports. Das Publikum spielt in seinem Film eine wichtige Rolle, wobei Reuther sicher ist, daß vor allem die zuschauenden Damen, die sich an den Muskelmännern und ihren erlaubten und unerlaubten Knochenverrenkungen erfreuen, vor der Kamera nicht immer die reine Wahrheit sagten, wenn sie erklärten, warum sie Abend für Abend bei dem Schauspiel im Ring zu lustvoller Begeisterung hingerissen werden. Schauspieler Wolfgang Kieling, der seit vergangenen Zeiten eine gewisse Beziehung zu dieser Sportart hat (Hans Schwarz, Matador der deutschen Catcher, war sein Kriegskamerad), rezitiert zu den Aufnahmen von der Catcher- Schlacht wohltönende Verse aus der "Ilias" von Homer. Catchen als Show: Über diese beiden Muskelmänner amüsierte sich wochenlang das Publikum in München."
Hamburger Abendblatt
05.02.1975
„Buhmänner im Ring“
Im "Sport-Spiegel": Catcher und ihr Publikum
"Zartfühlende Menschen stößt es eher ab, für ein nicht ganz so feines Publikum ist es ein Riesengaudium: Catchen. Das Spiel ehrbarer Bürger als Würger vom Dienst ist das Thema des heutigen "Sport-Spiegels". Zum Vergnügen der Massen werden die "Eisenköppe der Nation", die berufsmäßigen Catcher, allabendlich zu Raufbolden und Buhmännern, zu Bösewichtern und blutrünstigen Muskelprotzen, die man ungestraft auslachen und anpöbeln kann. Sportreporter Horst Reuther ("Catchen ist kein Sport, Catchen ist eine einzige Show") hat die 15 Mann starke Catcher-Truppe, die zur Zeit durch die Bundesrepublik reist, zehn Tage lang in der Wiesbadener Rhein-Main-Halle beobachtet beim Training, beim Kampf und in ihrer Freizeit.
Sein Urteil: "Sie sind alle ganz liebenswerte, intelligente Menschen, die ihre Rolle als Buhmänner im Ring durchaus richtig einschätzen. Für sie ist das Catchen in erster Linie schnell verdientes Geld. Abend für Abend kassiert jeder von ihnen 500 bis 600 Mark, dafür spielen sie gern den Fiesen, bringen den Klamauk, den das Publikum von ihnen verlangt." Gustl Kaiser, Manager der catchenden Wandertruppe, bestreitet zwar hartnäckig, daß der ausgetragene "Kampf um den Europa-Pokal" rein auf Showeffekte abgestimmt ist, doch Reuther widerspricht ihm : "Man sieht ganz deutlich, daß der Verlauf der Kämpfe vorher genau abgesprochen ist."
Der Autor hat aus dem Spektakel einen "Augen- und Ohrenschmaus" gemacht, keine Analyse über Wert oder Unwert des Catch-Sports. Das Publikum spielt in seinem Film eine wichtige Rolle, wobei Reuther sicher ist, daß vor allem die zuschauenden Damen, die sich an den Muskelmännern und ihren erlaubten und unerlaubten Knochenverrenkungen erfreuen, vor der Kamera nicht immer die reine Wahrheit sagten, wenn sie erklärten, warum sie Abend für Abend bei dem Schauspiel im Ring zu lustvoller Begeisterung hingerissen werden. Schauspieler Wolfgang Kieling, der seit vergangenen Zeiten eine gewisse Beziehung zu dieser Sportart hat (Hans Schwarz, Matador der deutschen Catcher, war sein Kriegskamerad), rezitiert zu den Aufnahmen von der Catcher- Schlacht wohltönende Verse aus der "Ilias" von Homer. Catchen als Show: Über diese beiden Muskelmänner amüsierte sich wochenlang das Publikum in München."
