15.01.2015, 14:04
Zitat:Original von ZarDas ist schwierig zu beantworten… zumindest für mich. Ich war ein wenig enttäuscht vom Spiel da ich eine Rückkehr zu den alten Tugenden erwartet/erhofft hatte. Es ist kein völliger Rohrkrepierer sondern ein solides Spiel und hebt sich sehr positiv vom sehr dürftigen „Dragon Age II“ ab, aber Bioware-Fans der alten Schule (Baldurs Gate, Jade Empire, Knights of the Old Republic, Dragon Age: Origins oder der Mass Effect-Franchise) bleiben irgendwo auf der Strecke.
Ist es denn auch so gut?
Story: Die ist wie üblich schnell erzählt: Die Welt steht am Abgrund und ein einzelner Retter soll den Karren aus dem Dreck ziehen. Nicht wirklich kreativ aber eben typisch Bioware. Die Inszenierung der Hauptquest ist wirklich unterhaltsam und ist im Endeffekt das, was mich bei der Stange gehalten hat, weil sie wirklich gut umgesetzt ist. Vielleicht nicht mehr so episch erzählt wie bei „Origins“ aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Die Nebenquests sind allerdings sehr MMO-lastig und im Endeffekt rein aufs grinden ausgelegt. Das nervte mich zumindest irgendwann ungemein… Ich will Spaß haben und nicht einfach nur beschäftigt sein.
Die Gefährtenquests sind leider recht belanglos und werden meistens beim grinden der Gebiete mit „abgearbeitet“, was schade ist, da man aus früheren Biowarespielen besseres und epischeres gewohnt ist.
Die Highlights im Spiel sind sicherlich die Kämpfe gegen die Drachen, die wirklich großartig inszeniert wurden und manchmal auch eine echte Herausforderung darstellen.
Charaktere: Was habe ich die Charaktere in „Dragon Age: Origins“ geliebt. Sie waren großartig geschrieben hatten Ecken und Kanten und hatten viele interessante Dinge zu erzählen…( Ja ich weiss, Mephisto… für dich war es zu viel blablabla ;)) was mir besonders gut gefiel, da man dadurch noch tiefer in die Geschichte und deren Hintergründe eintauchen konnte. Stundenlang konnte man sich mit seinen Gefährten im Lager austauschen und auch die Dialoge während des Questens waren zynisch, nachdenklich und vor allem unterhaltsam… Das fehlt mir bei „Dragon Age: Inquisition“ sehr. Die Charaktere sind mir persönlich viel zu blass. Selbst Varric Tethras, der im grottigen „Dragon Age 2“ aufgrund seiner Charakterzeichnung noch der einzige erinnerungswürdige Charakter war, verkommt hier zu einem recht blassem Mitläufer. Hier merkt man imho am deutlichsten, dass Bioware sehr viele gute Autoren verloren hat…
Crafting: Das hat wirklich einige gute Ansätze. Der Nachteil ist eigentlich nur, das alles selbst hergestellte (Rüstung oder Waffen) ohnehin stärker ist, als alles was man in den Open-World-Gebieten finden kann, was das Looting z.T. recht nutzlos macht und das „grinding-Gefühl“ gleich nochmals erhöht, da man bis auf Gürtel, Ringe oder Amulette nichts wirklich Nützliches findet, was einem sofort helfen könnte.
Der RPG-Anteil: Der ist in meinen Augen recht dürftig und bei weitem nicht das was ich erhofft/erwartet hatte. Attribute werden nicht mehr selbst verteilt, sondern automatisch, was dem ganzen die Individualität nimmt was für mich irgendwo ein Rollenspiel ausmacht. Man kann also davon ausgehen, dass jeder der das Spiel gekauft hat, im Endeffekt seinen Krieger/Magier/Schurken genauso gespielt hat wie jeder andere auch. Da erwarte ich von einem RPG einfach mehr!
Auch die Skilltrees sind für mich enttäuschend da diese im Vergleich mit den Vorgängern deutlich kastriert wurden. Hier wird man den Eindruck nicht los, das Bioware/EA diesen Schritt gewählt um Casual-Gamer nicht zu überfordern. Aus finanzieller Hinsicht kann ich das durchaus nachvollziehen, als leidenschaftlicher RPG-Spieler ist das jedoch enttäuschend für mich.
Grafik: Da gibt es nichts gegen zu sagen… die ist top. Die Regionen die es zu besuchen gilt sehen wirklich großartig aus und man sieht ganz eindeutig, was die Frostbite Engine für ein Potenzial hat. Das Einzige was mir negativ an den OpenWorld-Regionen auffiel war die Trostlosigkeit. Es gibt keinerlei Städte, bis auf Val Roxeaux und Redcliffe, die allerdings sehr leer und steril wirken. Wirkliche lebendige Städte wie Denerim in DA1 sucht man vergebens.
Steuerung: Die ist, so leid es mir tut, miserabel. Vor allem auf dem PC wo es für mich fast nicht spielbar ist. Taktisches Vorgehen im Kampf ist durch die hackelige Steuerung fast nicht möglich. Ich spiele es auf der PS4, da geht es… auch wenn es schade ist, dass man nur 8 Skills zuweisen kann… Und die große taktische Übersicht, die Bioware vollmundig vor dem Release angekündigt hat ist erst auf dem Schwierigkeitsgrad „Albtraum“ wirklich relevant. Sonst kommt man meistens doch mit Hack&Slay problemlos durch das Game.
Fazit: Ein solides und gutes Game mit einigen wirklich epischen Momenten in der Hauptquest. Allerdings durch permanentes Grinding künstlich extrem in die Länge gezogen, was für mich den Wiederspielwert erheblich schmälert.
Dragon Age: Origins: 9/10
Dragon Age 2: 4,5/10
Dragon age: Inquisition: 6,5/10
