„Der Russe steht vor der Tür“, mit dieser Aussage wurden zu Zeiten des Kalten Krieges Ängste bei der Bevölkerung der westlichen Hemisphäre geschürt. Heutzutage kann man diesen Satz auf einen Mann ummünzen, der sich anschickt endgültig den amerikanischen Markt zu erobern und das MMA Schwergewicht in einem Maße zu dominieren, wie es auch nach ihm nur wenige schaffen werden. Er kommt bei seinen Kämpfen als eine Art Ivan Drago aus Rocky 4 oder einer Reinkarnation von James Cameron’s T1000 rüber. Die Souveränität wie er seine Gegner besiegt, die stoische Ruhe, diese Selbstsicherheit und nichts und niemand scheint ihn aufhalten zu können. Und ich bezweifle auch, dass es in nächster Zeit einen „Rocky Balboa“ oder „Terminator T-800“ im MMA Schwergewicht geben wird, der den Russischen Bären in Knie zwingen kann. Von der Verarbeitung zu einem Bettvorleger will ich erst gar nicht sprechen.
Diese ganzen Sätze und Lobhudeleien beschreiben das Non-Plus-Ultra, die Perfektion, die 99%ige Vollkommenheit eines MMA Kämpfers mit dem Namen Fedor Emelianenko. Diesen Kämpfer umgibt ein Mysterium, eine Unnahbarkeit die schon beängstigend zu sein scheint.
Dies wird auch höchstwahrscheinlich sein nächster Gegner, Brett Rogers, am 7.11. im Sears Centre von Chicago zu spüren bekommen. Dieser Kampf wird nämlich den Main Event der Strikeforce Veranstaltung headlinen und dazu wie die komplette Main Card via CBS im amerikanischen Haushalt frei empfangbar sein.
Damit die ganze Veranstaltung ein Erfolg (für Strikeforce, Showtime und CBS) wird, auch um der Konkurrenz UFC einen kleinen Stoß vor dem Bug zu geben, hat man der Main Card 3 weitere sehr gut besetzte Kämpfe spendiert.
Da wäre zu allererst mal der Kampf zwischen Antonio Silva und Fabricio Werdum zu nennen. Beide aus Brasilien und beide mit dem Ziel eines Titelkampfes vor Augen. Denn der Gewinner wird mit ziemlicher Sicherheit auf den Sieger des Main Events treffen und dann den zukünftigen Herausforderer von Alistair Overeem, Strikeforce Heavyweight Champion, auskämpfen. Also schon der 1. Kampf verspricht Spannung. Zumindest von der Stipulation her.
-Heavyweight Fight:
Fabricio Werdum (12-4-1) vs. Antonio Silva (13-1-0)
Denn betrachtet man mal ganz nüchtern diesen Kampf, wird man schnell erkennen, dass der Fight unter normalen Umständen nur in eine Richtung laufen kann und die heißt: „Sieger durch Submission - Fabricio Werdum“ Der BJJ Schwarzgurt der Chute Boxe Academy ist zumindest auf dem Boden eine, wenn nicht sogar 2 Klassen seinem Gegner überlegen. Das belegen schon alleine seine errungenen Titel (z.B. bei ADCC). Dazu hat er sich bei Chute Box das Muay Thai und Boxen angeeignet und ist auch im Stand-up bzw. im GnP ein nicht mehr zu unterschätzender Gegner, was schon ein Gabriel Gonzaga und auch ein Brandon Vera schmerzlich erfahren mussten. Was also spricht für Antonio Silva??? Nunja, im Stand-up hat er noch immer Vorteile gegenüber Werdum. Außerdem hat er den Reichweitenvorteil auf seiner Seite und wenn er richtig durchkommt, gehen auch bei Werdum die Lichter aus. Zuletzt geschehen bei UFC 90, als Werdum vom Newcomer Junior dos Santos mit einem Schlag ins Land der Träume geschickt wurde. Also ausknockbar ist Werdum, trotzdem muss der Schlag schon richtig sitzen, denn Werdum hat trotz des KO’s ein sehr gutes Kinn.
Zum Schluss schauen wir mal auf den Kampfrekord von Silva und Werdum und auch da erkennt man, dass auch dort Werdum die Oberhand hat, der einfach die viel besseren Leute in seinem Kampfrekord stehen hat.
Das alles muss nichts bedeuten, denn wie angedeutet hat Silva die KO Chance, aber die Fakten sprechen schon eine eindeutige Sprache zugunsten von Werdum, der sich wohl durch eine Submission den Sieg sichern wird.
Fabricio Werdum durch Submission in Runde 2
Die Leute die regelmäßig das japanische MMA verfolgen, werden sicher schon von DREAM gehört haben und das es dort in letzter Zeit ein Openweight Turnier gab bzw. das Finale zwischen Ikuhisa Minowa und Rameau Thierry Sokoudjou wird bei der FEG Neujahr Show Dynamite stattfinden. Ein weiterer Teilnehmer war der „Dreamcatcher“ Gegard Mousasi der in der 1.Runde Mark Hunt keine Chance ließ und im Halbfinale eigentlich gegen eben jenen Finalteilnehmer Rameau Thierry Sokoudjou antreten sollte. Dieser Kampf fand damals aufgrund einer Verletzung von Mousasi nicht statt. So hatte Rameau Thierry Sokoudjou mit Bob Sapp „Leichtes Spiel“.
Das die Finalpaarung wohlmöglich anders lauten würde, wenn Gegard Mousasi sich nicht verletzt hätte (oh man zuviel Konjunktiv), kann er bei Strikeforce beweisen, denn dort wird der aktuelle Strikeforce Lightheavyweight Champion auf Rameau Thierry Sokoudjou treffen.
-Lightheavyweight Fight:
Gegard Mousasi (26-2-1) vs. Rameau Thierry Sokoudjou (7-4-0)
Das dieser Kampf nicht die 1.Titelverteidigung von Mousasi ist, verwundert doch etwas, denn so viele gute Lightheavyweights hat Strikeforce nun auch nicht um hier Cherry Picking zu betreiben und der Sieg würde mit Sicherheit süßer schmecken, wenn der Titel auf dem Spiel stehen würde. Was soll’s. Man kann nicht alles haben und auch in diesem Fall muss man anmerken, das die Favoritenrolle zugunsten von Mousasi doch eindeutig verteilt ist.
Gegard Mousasi ein Armenier, im Iran geboren, der seit seinem 4. Lebensjahr in den Niederlanden lebt und seine MMA Zukunft in den USA sieht, hat trotz seines jungen Alters schon mehr erreicht als 90 % aller MMA Kämpfer weltweit.
Er verkörpert den heutigen jungen komplett ausgebildeten MMA Kämpfer der kaum Schwächen aufzeigt und der alten Generation von MMA Kämpfern weit überlegen zu sein scheint.
Angefangen mit Judo und Boxen kam er später zum Kickboxen. Das auch das BJJ nicht zu kurz kam, hat man spätestens beim Sieg gegen den BJJ Blackbelt Denis Kang gesehen, den er durch Triangle Choke zur Aufgabe brachte.
Zuletzt musste sich der damalige Strikeforce Lightheavyweight Champion Renato Sobral innerhalb von einer Minute durch TKO geschlagen geben. Das zeigt schon das vorhandene Potential, was in dem Fighter steckt und mit 24 Jahren steht er erst am Anfang seiner Karriere. Außerdem scheint er den Ergeiz zu haben sich verbessern zu wollen und auch immer neue Herausforderungen zu suchen.
Sein Gegner, wie schon geschrieben Finalist im Openweight Turnier, Rameau Thierry Sokoudjou ist wie eine Apollo Rakete in den MMA Himmel geschossen, nachdem er die beiden ehemaligen Top 5 Lightheavyweight Fighter Antonio Rogerio Nogueira und Ricardo Arona spektakulär ausknockte. Alle sprachen von einem neuen Stern am MMA Himmel und so zog es ihn nach dem Ende von PrideFC zur UFC. Dort aber baute er 2 Bruchlandungen und fand sich ganz schnell in der Apollo 13 Mission wieder und der Run in der UFC musste wie der Apollo Flug vorzeitig abgebrochen werden. Danach folgten Auftritte bei Affliction und Dream die mehr oder weniger erfolgreich verliefen. Das Große Problem des „African Assassin“ ist einfach, dass sein Gastank nur für 3-4 Minuten reicht und selbst da kann er nicht mal Vollgas gehen, ansonsten ist er noch schneller erschöpft. Dazu kommt das er am Boden doch einige Schwächen besitzt, die gegen Topleute nicht mehr zu kaschieren sind. Das alles macht es nicht leichter gegen einen Mann der in allen Bereichen mindestens eine Klasse über Sokoudjou steht. Vom Wrestling mal abgesehen, da dürften sich beide auf dem gleichen Niveau (gehobene Klasse) bewegen.
Im Umkehrschluß heißt das nichts anderes, als das sich Gegard Mousasi aussuchen kann, wie er den Kameruner besiegen wird. Ich glaube nicht, dass sich Mousasi ein Ding einfängt, eher wird Sokoudjou KO gehen, da Mousasi zwar nicht die ganz schweren Hände schlägt, wie z.B. ein Sokoudjou, aber viel punktgenauer. Ich sag nur Kinnspitze und Gute Nacht.
Gegard Mousasi durch Submission in Runde 1
Da ja schon der Fedor vs. Rogers Kampf kein Titelfight ist, muss zumindest ein Kampf um etwas Hüftgold gehen. Da trifft es sich gut, dass Cung Lee lieber Filme drehen möchte und somit seinen Strikeforce Middleweight Titel frei gibt. Also braucht man nur noch 2 Kämpfer die sich um das hübsche Gold taktisch und sportlich gekonnt auseinandersetzen und einen fairen und gerechten Sieger auskämpfen.
Die 2 Auserwählten sind der Welterweight Fighter Jake Shields, meiner Meinung nach der 2. beste Welterweight Kämpfer zurzeit und am Boden auch einem GSP überlegen, und das „Enfant Terrible“ des MMA’s Jason „Mayhem“ Miller.
-Middleweight Title Fight:
Jason Miller (22-6-0) vs. Jake Shields (23-4-1)
Jason Miller, der durch sein öffentliches Auftreten für Furore sorgt und damit sich auch sehr gut selbst vermarktet, hat durch seine Show Bully Beatdown noch einmal seinen Bekanntheitsgrad enorm gesteigert. Trotzdem sollte man nicht außer acht lassen das er immer noch ein MMA Kämpfer/Veteran ist, der wie kaum ein anderer Fighter in den unteren Gewichtsklassen (Welter-bzw. Middleweight) über einen Erfahrungsschatz verfügt der seines gleichen sucht.
Er ist ein Freestyle Fighter, der sowohl im Stand-up als auch am Boden seine Stärken hat, trotzdem reichte es nie, um den ganz großen Sprung (er war immerhin kurzzeitig der ICON Sport Middleweight Champion) zu machen. Trotzdem ist er ein nicht zu unterschätzender Gegner, der sehr zäh ist und nie aufgibt.
Vielleicht schafft er es an diesem Abend einen großen Gürtel an sich zu reißen. Ein Mann wird aber etwas dagegen haben. Jake Shields, seit nunmehr 4 Jahren ungeschlagen und ein BJJ Kämpfer vor dem Herren ist in das Middleweight aufgestiegen, um sich den vakanten Strikeforce Titel zu sichern.
Zuletzt bezwang er den ehemaligen EliteXC Middleweight Champion Robbie Lawler, davor musste Paul Daley (fragt mal bei Martin Kampmann nach) dran glauben. Dazu kommen Siege gegen Carlos Condit, Yushin Okami, und Hayato Sakurai uvm. Nicht nur seit 4 Jahren ungeschlagen, auch seit 3 Jahren musste er nicht mehr über die volle Distanz gehen und da die TOP 3 der UFC (GSP, Alves und Fitch) zurzeit nicht greifbar sind und die Strikeforce Welterweight Division sich erst im Aufbau befindet, macht er einen Ausflug in die nächst höhere Klasse.
Ich schätze Miller so ein, dass er 5 Runden ein hohes Tempo gehen kann und auch den Kampf bestimmen wird, da er physisch eindeutig der Stärkere sein wird. Außerdem dürfte er im Stand-up doch Vorteile haben, die ihm wohlmöglich sogar den ein oder anderen Rundengewinn bringen könnte. Sobald der Kampf aber zu Boden gehen wird, sehe ich schwarz für Miller, trotz seines BJJ Background’s und seiner Erfahrung. Dort ist er in Jake Shield’s Welt und von dort gibt es meist kein entrinnen mehr. Aber man weiß ja nie, auch gegen Ronaldo Souza hielt er (Miller) sich gut, obwohl der Brasilianer meist in der Top Position war. Der Kampf wird auf jeden Fall spannender als die ersten beiden Kämpfe.
Jake Shields durch Submission in Runde 3
Main Event Zeit
Fedor Emelianenko mit seinem Strikeforce Debüt und auch mit seinem Debüt im amerikanischen Käfig. Alle Welt fragt sich, inwieweit beeinflusst der Käfig den „Unbesiegbaren“. Ich sage - gar nicht, zumindest nicht negativ. Die ganzen Argumente, das der Käfig eine Verletzungsgefahr für Fedor’s Haut darstellt, die wie ziemlich viele wissen doch sehr Cut anfällig zu sein scheint, muss erstmal bewiesen werden. Denn man muss Fedor kontrollieren um ihn gegen den Käfig zu pressen und das (Fedor zu kontrollieren) hat bis jetzt noch niemand ausreichend geschafft. Außerdem ist es doch Fedor’s Stärke Andere unter Druck zu setzen. Der Käfig ist von der Fläche auch etwas größer als die Ringfläche, sodass er auch mehr zirkeln wird und so auch seine bessere Kondition ausspielen kann.
Darum sehe ich für ihn keinen Nachteil, wenn er in den Käfig steigt und vor allem ein Mann seiner Klasse sollte am wenigsten damit Problem haben.
-Heavyweight Fight:
Fedor Emelianenko (30-1-0) vs. Brett Rogers (10-0-0)
Der 1.Gegner von Fedor wird der Amerikaner Brett Rogers sein. Er knockte zuletzt Andrei Arlovski in weniger als 30 Sekunden aus und bekommt nun also die Chance Emelianenko und die ganze MMA Welt zu schocken. Ob es ihm gelingt???
Die Fakten sprechen klar dagegen. Er hat zwar alle seine bisherigen Gegner ausgeknockt und das zumeist in der 1.Runde. Zusätzlich besitz er einen Größen und Reichweitenvorteil der für ihn als erfahrender Stand-up Fighter, der hauptsächlich auf einen Box und Muay Thai Background zurückgreifen kann, einen enormen Pluspunkt darstellt.
Mit 10 Kämpfen ist er noch recht unerfahren und hat, lassen wir mal Arlovski außen vor, keinen großen Namen im Kampfrekord.
Ihm gegenüber steht der weltbeste MMA Schwergewichtler, der Schlachten gegen Leute wie Antônio Rodrigo Nogueira, Heath Herring und Mirko Filipovi (alle 3 waren zu dieser Zeit auf ihren Höhepunkt) gewonnen hat und zu recht als einer der komplettesten Kämpfer aller Zeiten gilt.
Kleinere Schwächen sind nur schwer auszumachen, wahrscheinlich liegen sie im wrestlerischen Bereich, obwohl ich sogar glaube, dass er dort mit der richtigen Taktik auch dieses Hindernis nehmen würde. Also Leute wie Velasquez, Carwin und Lesnar um mal den Bezug zur UFC herzustellen.
Im Stand-up schlägt Fedor schnelle Kombos (für einen MMA Kämpfer) die meist eine verheerende Wirkung beim Gegner zeigen, so dass er vielen Stand-up Kämpfern überlegen ist. Auch verfügt er über einen Eisenschädel. Einzigst seine Cut- Anfälligkeit ist etwas hinderlich, hat sich aber erst einmal als nachteilig erwiesen.
Am Boden ist er Brett Rogers meilenweit voraus, für den der Kampf eindeutig zu früh kommt. Das GnP von Fedor ist mit das Beste was es zurzeit gibt und auch bei Submission-Versuchen macht ihm kaum jemand was vor. Durch seinen Sambo Background kann er auch sehr gut seine Gegner in jeder Lage kontrollieren und kann so die Oberhand auch in misslichen Situationen behalten.
Rogers wird und muss versuchen, Fedor mit einem Lucky Punch zu erwischen, eine andere Möglichkeit wird er nicht haben. Die Distanz muss er immer halten, ansonsten geht er runter. Aber wie lange kann das Rogers durchhalten, der nie länger als 6 ½ Minuten im Käfig stand. Wie ich schon andeutete, der Kampf kommt 2-3 Jahre zu früh.
Der Kampf wird auch nicht über die 1. Runde hinausgehen. Also entweder läuft alles nach Plan (98%) oder Rogers schockt die MMA Welt (2%).
Sonntag früh sind wir schlauer.
Fedor Emelianenko durch TKO in Runde 1