19.09.2009, 18:46
Aber woran misst man einen Giganten? Letztendlich entscheidet das jeder selbst. Ist es die Siegesserie oder doch die Erscheinung, die einen Wrestler zum Giganten macht? Und was ist mit der Körperkraft, die mitunter auch gigantische Ausmaße annimmt? Einen starken Nacken wies besonders der Pole Franz Gestwinski auf. In Heidelberg lieferte er mal eine Show ab, die seines gleichen suchte. Der eher kleine Gestwinski ließ einen eisernen T-Träger über seinen Nacken positionieren. Rechts und links standen nun die Menschen und übten auf den Träger so eine Kraft aus, dass der sich über Gestwinskis Nacken zum Winkel bog. Nicht selten riefen solche Kraftproben Kritiker auf den Plan. Es seien nur Schiebungen. Zumindest bei Gestwinskis Vorstellung halfen noch die kritischen Studenten selbst mit. Damit war ihre These von Show und Absprachen über den Haufen geworfen.
[Bild: http://www.bobkestrut.com/images/McCraryTwins.jpg]
665kg brachten diese beiden Herren zusammen auf die Waage. Billy und Benny McCrary waren die wohl schwersten Zwillinge im Pro-Wrestling. Als "Die Bullen von Hendersonville" tourten sie 30 Tage auf Mini-Motorrädern durch die Vereinigten Staaten. Die Manager erhofften sich damit eine enorme Werbewirkung zu erzielen.
Auch die Siegesserien und Titelerfolge des Wrestlers können mitunter gigantisch wirken. So hat jeder Fan sicher seinen eigenen Favoriten, den er als gigantisch einstuft. Der Erfolg ist also ebenfalls in gewisser Weise ausschlaggebend. Dabei bleibt nur die Frage auf der Strecke, ob der Erfolg von heute den von damaligen Wrestlern in den Schatten stellt. Der Schotte Donald Dinnie hat damals gigantische Erfolge erzielt. Während seiner Laufbahn gewann er 10690 Preise. Er war wohl der erfolgreichste Ringer den Schottland je hervorgebracht hat. Noch im Alter von 62 Jahren wurde ihm die goldene Medaille als bester schottischer allround Athlet verliehen. Er beherrschte mehrere Ringkampfarten und blieb im schottischen Ringkampf ein Leben lang unbesiegt.
Auch hier setzt Gigantismus an. Manche Wrestler sind über Jahre hinweg Champions. Andere haben dutzende von Titeln errungen. Der Gigant äußerst sich also nicht nur in der körperlichen Erscheinung. Aber im Großen und Ganzen haben stark übergewichtige Wrestler einen langen Zeitraum im Wrestling kaum überstanden. Vielleicht gelingt dem einen der erhoffte Durchbruch. Die Mehrzahl bleibt aber auf der Strecke. Vielleicht, weil es keinen passenden Gegner gibt oder er nicht in eine Storyline passt. Es wirkt auch kaum wie Wrestling, wenn heute Kolosse wie Maximum Capacity durch den Ring stampfen. Es gab große und kleine Giganten: Solche wie Giant Gonzalez, die kaum an Größe zu überbieten waren und solche wie Humphrey, die unglaubliche Massen mit sich zogen. Solche die große Siege erzielten, wie Andre the Giant, oder welche, die lange erfolgreich blieben. Und so kann die Liste der starken, großen, massigen und erfolgreichen Wrestler beliebig fortgesetzt werden.
Zwei große Wrestler brachte auch die Türkei hervor. Heute längst in den Schubladen verschwunden, waren Nourlah und Court Derelli die Riesen ihrer Heimat. Während Derelli gute drei Zentner wog, brachte es Nourlah auf 2.04m und 164kg. Nourlah sah man damals im Vorteil gegenüber den meisten anderen Ringern. Deshalb ließ man ihn kaum bei Turnieren antreten. Er bestritt fast nur Einzelkämpfe. Einen großen Erfolg erzielte er am 11.02.1900 in Paris, als er den Landsmann Kara Ahmed besiegte. Derelli bestritt einen seiner bekanntesten Kämpfe gegen den 130kg schweren Türken Ismail Yusuf. Der endete nach 2 1/2 Stunden im Unentschieden. Gab es auch Riesen in der Antike? Und ob es die gab. Afghanistan kennt z.B. die Geschichte von Rustum Zaal. Der soll bereits vor 5000 Jahren in Zentralasien sein Unwesen getrieben haben. Die Legende beschreibt Rustum Zaal als kolossale Erscheinung. Nach dieser soll er neun Fuß gemessen haben und 652 Pfund schwer gewesen sein. Das ist allerdings eine Legende. Nichts davon ist bewiesen. Menschen die besonders gigantisch mit ihrer Körperkraft auf die Zuschauer wirkten, gibt es nicht erst seit heute.
Die Engländer haben schon früh dazu beigetragen, das Kraftvorstellungen kombiniert mit Wrestling und Boxen unter die Leute kamen. Ein Kraftphänomen war auch der Engländer Thomas Topham. In der ersten Hälfte des 18.Jh. reiste dieser Athlet quer durch Großbritannien. Ob als Boxer, Gewichtheber oder Wrestler, Topham begeisterte die Massen. Seine bekannteste Kraftprobe war die mit den Fässern. Auf einer zusammengebauten Konstruktion stand Topham, um die Schultern ein Tragegurt anliegend. Mit aller Kraft zog er nun die drei Fässer für wenige Sekunden in die Höhe. Die Fässer waren voll mit Wasser und wiegten zusammen 1836 Pfund. Topham selbst war nur 90kg schwer. Hatte also keineswegs die Ausmaße eines Riesen. Aber diese und andere Vorstellungen ließen ihn beim Publikum als Gigant erscheinen. Und wrestlerisches Können hatte er auch vorzuweisen. Häufig gab es bei solchen Veranstaltungen Box- und Wrestlingkämpfe. So entstand schon hier ein bunter Mix aus Show und Sport. Der größte Unterschied zu heute ist wohl die Härte gewesen. So mancher Wrestler ließ bei den Ringkämpfen sein Leben.
Frühzeitliche Giganten kennt auch die Schweiz. So kämpften im Jahr 1835 im Berner Kanton die beiden Riesen Wollreich und Halpenau gegeneinander. Halpenau wog gute 160kg. Sein Landsmann Wollreich brachte es sogar auf 200kg. Ihre Spezialität war das "Schwingen". Einer der zahlreichen weltweiten Stile im Wrestling.
[Bild: http://www.talkwrestlingonline.com/Colum...tacks1.jpg]
So schwer wie er war kein anderer europäischer Catcher, Giant Haystacks. Selbst einen Giganten wie Otto Wanz überbot er um mehr als 100kg.
Er war einer der schwersten Wrestler die jemals in den Ring gestiegen sind, Martin Ruane. Aber dieser bürgerliche Name hat ihn nicht berühmt gemacht, als vielmehr der des "Giant Haystacks" Luke McMasters. Haystacks wurde am 10.10.1946 in Camberwell Green (London) geboren und lebte später im Großraum London. Mit 2.11m war er sogar noch kleiner als sein Großvater. Das Spitzengewicht von Ruane lag bei etwa 300kg (260kg in der CWA). Eine ähnliche Statur hatte Haystacks Calhoun aus den USA. Wenn man bedenkt das Calhoun rund 600 Pfund wog, scheint es kaum glaubhaft, dass er neben Happy Humphrey (William Cobb) mit dessen ca. 750 Pfund relativ schlank wirkte. Giant Haystacks arbeitete in früheren Jahren beim Fernsehen. Neben verschiedenen Auftritten als Werbefigur, stand er 1984 für den Film "Give My Regards to Broad Street" vor der Kamera. Die Heimat im Mutterland des Wrestlings war geradezu ideal. England eröffnete viele Möglichkeiten und besonders bei zwei Ligen kämpften zahlreiche Wrestler: Dale-Martin Promotions und Joint Promotions.
1967 debütierte Haystacks und am 24.09.1975 gab er seinen Einstand in der Londoner Royal Albert Hall gegen Pete Curry. Schon nach wenigen Sekunden ging Curry Ko. Bald konnte Haystacks bei diesem harten englischen Stil mitreden. Wer sich als hart bezeichnen wollte, der musste gegen Kendo Nagasaki bestehen. Im Januar 1976 gelang es ihm Nagasaki zu besiegen, was freilich nicht viele Engländer von sich behaupten konnten. Englands Wrestlingszene erlebte dann 1978 einen richtigen Klassiker mit dem Tag Team Kampf Giant Haystacks/Mal Kirk vs. Big Daddy/Dynamite Kid. Das Team Haystacks/Kirk verlor. Zu Big Daddy hatte er eine Freundschaft aufgebaut. Beide wrestleten als Riesen-Tag Team 1976, das aber nur kurz bestand. In Erinnerung bleibt auch die lange Fehde gegen Big Daddy. Wenn Giant Haystacks am Samstagnachmittag im Fersehen erschien, dann waren Millionen Zuschauer auch dabei. 1978 wurde Haystacks British Heavyweight Champion. Er bezwang Tony St. Clair durch Ko. In den 80er Jahren bildete er Tag Teams mit Fit Finlay oder Anthony Quinn und platzierte sich bei CWA Turnieren als harter Herausforderer für CWA Weltmeister Otto Wanz. Trotzdem Haystacks viele bekannte Catcher besiegte, kam er an Wanz nicht vorbei. Big Otto war lange Weltmeister. Das Turnier in der CWA Hochburg Graz endete für ihn 1988 siegreich. Im Endkampf musste sich Tony St. Clair geschlagen geben. 1989 folgte der zweite Sieg beim Grazer Turnier diesmal über Rambo. 1988 bestritten sie schon den Finalkampf in Bremen. Allerdings hatte Rambo jetzt kaum Chancen. Haystacks ließ einen Fausthieb auf die Brust seines Gegners folgen und brachte einen Elbow Drop durch. Dann wurde Rambo gepinnt, was dem Koloss zum Turniersieg verhalf.
Haystacks bekam mittlerweile gewichtige Konkurrenz durch Newcomer Paul the Grizzly. Dieser brachte 190kg auf die Waage. Beim Grazer Turnier 1989 verlor er als "Cannonball Grizzly" gegen Tony St. Clair. Rambo baute man seit dessen Turniersieg in Bremen im Dezember 1988 zum Nachfolger von Wanz auf. Die Zeit in Graz verlief für Haystacks erfolgreich. Insgesamt gewann er dort 2 Turniere und erreichte 2x Platz 2. Zurück in England wurde er 1991 World Champion der englischen Titelversion (European - Union - Heavyweight Champion). Allerdings hatte diese Version eines britischen Veranstalters keine internationale Bedeutung. Beim Bremer Euro Catch Festival 1992 kämpfte er das letzte Mal für Wanz' CWA. Das große Geschäft vieler Engländer endete abrupt, da die WWF Superstars nach England reisten. So wurde Haystacks mehr oder weniger zum Mitläufer und konnte nicht gegen solche Gimmicks wie Hulk Hogan oder dem Undertaker bestehen. Steven Regal brachte den Giganten zur WCW, wo er als Loch Ness Monster auftrat. Am 24.03.1996 kam es in Tupelo (Mississippi) zum Kampf der Giganten. WCW Riese Paul Wight bezwang das noch schwerere Loch Ness Monster. Unter diesem Pseudonym trat Ruane schon 1980 für Promoter Stu Hart in Kanada an. Seine wenigen WCW Auftritte blieben jedoch erfolglos. Eine Krankheit machte ihm darüber hinaus zu schaffen. Unter größeren Schmerzen waren weitere Kämpfe vorerst nicht mehr möglich.
1996 erhielt er die furchtbare Diagnose - Krebs. Seine Frau Rita besiegte damals ihre heimtückische Krebserkrankung. Haystacks verlor 1998 sehr viel Gewicht und wog am Ende seines Lebens noch knapp 130kg. Freunde wie Fans hofften auf baldige Genesung. Doch am 29.11.1998 starb Giant Haystacks im Alter von 52 Jahren. Obwohl dieser sympathische Riese mit dem Loch Ness Gimmick bei WCW Fans nicht Punkten konnte, war er doch eine feste Größe für CWA Fans. Im Zeitalter der WWE wird die damalige europäische Catch-Szene kaum noch wahrgenommen. Wer allerdings richtiges Wrestling sehen wollte, musste nicht nach Übersee reisen.
[Bild: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en...-DDNY2.jpg]
Donald Dinnie, der insgesamt 10690 Preise gewann.
[Bild: http://s2.imgimg.de/uploads/Bild004156543e6bjpg.jpg]
Altmeister Jean Doublier aus Lyon hier im Kampf gegen den deutschen Gewichtheber Hans Beck. Doublier entwickelte 1886 das erste richtige Trainingskonzept für den Bodenringkampf. Doublier trainierte viele türkische Athleten und deutsche Ringer. Er bereiste Mitteleuropa sowie die USA und sorgte für eine Revolution im Ringkampf. Doublier war der erste Ringer, der als Profi am Boden kämpfte.
Insgeheim verbinden die meisten einen Giganten mit seiner körperlichen Erscheinung. Es haben viele bewiesen, dass sie als Ringer auch mit ihrer Masse überzeugen können. So dürfte es in der Zukunft nicht an Giganten mangeln. Man wird in ihnen immer einen gewissen Anziehungspunkt finden. Auch wenn er nur von kurzer Dauer ist. Doch wo ist die Grenze des Geschmacks eigentlich erreicht? Das liegt im Auge des Betrachters. Man konnte damals von den Giganten auch nichts Übermenschliches erwarten. Obwohl sie häufig überbewertet wurden. Dabei waren gerade die frühen Kolossalmenschen oder Schwerathleten richtige Übermenschen im Auge der Zuschauer. Der kleinste Erfolg wirkte schon gigantisch. Der stärkste Athlet sei geboren. Die Leistungen der anderen würden in den Schatten gestellt. Und siehe da, kurze Zeit später gab es schon den nächsten Rekord. Der Vorherige groß gefeierte war dann längst vergessen.
Zu den frühen deutschen Kolossalmenschen gehörte Emil Naucke. Er brachte später 450 Pfund auf die Waage und verstarb 1900 mit nur 44 Jahren. An den Ausmaßen seines Körpers ist die Karriere gescheitert. Er hing den Beruf des Ringers an den Nagel. Naucke war einer der ersten deutschen Berufsringer im 19.Jh.. Hier zeigt sich, dass die Körperfülle mit den Jahren zu einer wahren Last anwachsen kann. Aber jeder muss selbst bestimmen wann Schluss ist. So ist der rechtzeitige Schritt zum Abnehmen sicher nicht zum Nachteil. Irgendwann muss der Gigant die Bremse ziehen, wenn er seinen Körper unbeschadet lassen will. Vielleicht wird es in der Zukunft Riesen geben, die ihre Vorgänger in den Schatten stellen, oder aber gänzlich an den Erfordernissen des Pro-Wrestlings scheitern. Zu richtigen Legenden wurden nur die wenigsten. Andre the Giant und Haystacks Calhoun zählen unweigerlich dazu. Es bleibt deshalb zu wünschen, dass auch zukünftige Generationen am Gigantismus im Wrestling ihren Spaß finden.
Ende
[Bild: http://www.bobkestrut.com/images/McCraryTwins.jpg]
665kg brachten diese beiden Herren zusammen auf die Waage. Billy und Benny McCrary waren die wohl schwersten Zwillinge im Pro-Wrestling. Als "Die Bullen von Hendersonville" tourten sie 30 Tage auf Mini-Motorrädern durch die Vereinigten Staaten. Die Manager erhofften sich damit eine enorme Werbewirkung zu erzielen.
Auch die Siegesserien und Titelerfolge des Wrestlers können mitunter gigantisch wirken. So hat jeder Fan sicher seinen eigenen Favoriten, den er als gigantisch einstuft. Der Erfolg ist also ebenfalls in gewisser Weise ausschlaggebend. Dabei bleibt nur die Frage auf der Strecke, ob der Erfolg von heute den von damaligen Wrestlern in den Schatten stellt. Der Schotte Donald Dinnie hat damals gigantische Erfolge erzielt. Während seiner Laufbahn gewann er 10690 Preise. Er war wohl der erfolgreichste Ringer den Schottland je hervorgebracht hat. Noch im Alter von 62 Jahren wurde ihm die goldene Medaille als bester schottischer allround Athlet verliehen. Er beherrschte mehrere Ringkampfarten und blieb im schottischen Ringkampf ein Leben lang unbesiegt.
Auch hier setzt Gigantismus an. Manche Wrestler sind über Jahre hinweg Champions. Andere haben dutzende von Titeln errungen. Der Gigant äußerst sich also nicht nur in der körperlichen Erscheinung. Aber im Großen und Ganzen haben stark übergewichtige Wrestler einen langen Zeitraum im Wrestling kaum überstanden. Vielleicht gelingt dem einen der erhoffte Durchbruch. Die Mehrzahl bleibt aber auf der Strecke. Vielleicht, weil es keinen passenden Gegner gibt oder er nicht in eine Storyline passt. Es wirkt auch kaum wie Wrestling, wenn heute Kolosse wie Maximum Capacity durch den Ring stampfen. Es gab große und kleine Giganten: Solche wie Giant Gonzalez, die kaum an Größe zu überbieten waren und solche wie Humphrey, die unglaubliche Massen mit sich zogen. Solche die große Siege erzielten, wie Andre the Giant, oder welche, die lange erfolgreich blieben. Und so kann die Liste der starken, großen, massigen und erfolgreichen Wrestler beliebig fortgesetzt werden.
Zwei große Wrestler brachte auch die Türkei hervor. Heute längst in den Schubladen verschwunden, waren Nourlah und Court Derelli die Riesen ihrer Heimat. Während Derelli gute drei Zentner wog, brachte es Nourlah auf 2.04m und 164kg. Nourlah sah man damals im Vorteil gegenüber den meisten anderen Ringern. Deshalb ließ man ihn kaum bei Turnieren antreten. Er bestritt fast nur Einzelkämpfe. Einen großen Erfolg erzielte er am 11.02.1900 in Paris, als er den Landsmann Kara Ahmed besiegte. Derelli bestritt einen seiner bekanntesten Kämpfe gegen den 130kg schweren Türken Ismail Yusuf. Der endete nach 2 1/2 Stunden im Unentschieden. Gab es auch Riesen in der Antike? Und ob es die gab. Afghanistan kennt z.B. die Geschichte von Rustum Zaal. Der soll bereits vor 5000 Jahren in Zentralasien sein Unwesen getrieben haben. Die Legende beschreibt Rustum Zaal als kolossale Erscheinung. Nach dieser soll er neun Fuß gemessen haben und 652 Pfund schwer gewesen sein. Das ist allerdings eine Legende. Nichts davon ist bewiesen. Menschen die besonders gigantisch mit ihrer Körperkraft auf die Zuschauer wirkten, gibt es nicht erst seit heute.
Die Engländer haben schon früh dazu beigetragen, das Kraftvorstellungen kombiniert mit Wrestling und Boxen unter die Leute kamen. Ein Kraftphänomen war auch der Engländer Thomas Topham. In der ersten Hälfte des 18.Jh. reiste dieser Athlet quer durch Großbritannien. Ob als Boxer, Gewichtheber oder Wrestler, Topham begeisterte die Massen. Seine bekannteste Kraftprobe war die mit den Fässern. Auf einer zusammengebauten Konstruktion stand Topham, um die Schultern ein Tragegurt anliegend. Mit aller Kraft zog er nun die drei Fässer für wenige Sekunden in die Höhe. Die Fässer waren voll mit Wasser und wiegten zusammen 1836 Pfund. Topham selbst war nur 90kg schwer. Hatte also keineswegs die Ausmaße eines Riesen. Aber diese und andere Vorstellungen ließen ihn beim Publikum als Gigant erscheinen. Und wrestlerisches Können hatte er auch vorzuweisen. Häufig gab es bei solchen Veranstaltungen Box- und Wrestlingkämpfe. So entstand schon hier ein bunter Mix aus Show und Sport. Der größte Unterschied zu heute ist wohl die Härte gewesen. So mancher Wrestler ließ bei den Ringkämpfen sein Leben.
Frühzeitliche Giganten kennt auch die Schweiz. So kämpften im Jahr 1835 im Berner Kanton die beiden Riesen Wollreich und Halpenau gegeneinander. Halpenau wog gute 160kg. Sein Landsmann Wollreich brachte es sogar auf 200kg. Ihre Spezialität war das "Schwingen". Einer der zahlreichen weltweiten Stile im Wrestling.
[Bild: http://www.talkwrestlingonline.com/Colum...tacks1.jpg]
So schwer wie er war kein anderer europäischer Catcher, Giant Haystacks. Selbst einen Giganten wie Otto Wanz überbot er um mehr als 100kg.
Er war einer der schwersten Wrestler die jemals in den Ring gestiegen sind, Martin Ruane. Aber dieser bürgerliche Name hat ihn nicht berühmt gemacht, als vielmehr der des "Giant Haystacks" Luke McMasters. Haystacks wurde am 10.10.1946 in Camberwell Green (London) geboren und lebte später im Großraum London. Mit 2.11m war er sogar noch kleiner als sein Großvater. Das Spitzengewicht von Ruane lag bei etwa 300kg (260kg in der CWA). Eine ähnliche Statur hatte Haystacks Calhoun aus den USA. Wenn man bedenkt das Calhoun rund 600 Pfund wog, scheint es kaum glaubhaft, dass er neben Happy Humphrey (William Cobb) mit dessen ca. 750 Pfund relativ schlank wirkte. Giant Haystacks arbeitete in früheren Jahren beim Fernsehen. Neben verschiedenen Auftritten als Werbefigur, stand er 1984 für den Film "Give My Regards to Broad Street" vor der Kamera. Die Heimat im Mutterland des Wrestlings war geradezu ideal. England eröffnete viele Möglichkeiten und besonders bei zwei Ligen kämpften zahlreiche Wrestler: Dale-Martin Promotions und Joint Promotions.
1967 debütierte Haystacks und am 24.09.1975 gab er seinen Einstand in der Londoner Royal Albert Hall gegen Pete Curry. Schon nach wenigen Sekunden ging Curry Ko. Bald konnte Haystacks bei diesem harten englischen Stil mitreden. Wer sich als hart bezeichnen wollte, der musste gegen Kendo Nagasaki bestehen. Im Januar 1976 gelang es ihm Nagasaki zu besiegen, was freilich nicht viele Engländer von sich behaupten konnten. Englands Wrestlingszene erlebte dann 1978 einen richtigen Klassiker mit dem Tag Team Kampf Giant Haystacks/Mal Kirk vs. Big Daddy/Dynamite Kid. Das Team Haystacks/Kirk verlor. Zu Big Daddy hatte er eine Freundschaft aufgebaut. Beide wrestleten als Riesen-Tag Team 1976, das aber nur kurz bestand. In Erinnerung bleibt auch die lange Fehde gegen Big Daddy. Wenn Giant Haystacks am Samstagnachmittag im Fersehen erschien, dann waren Millionen Zuschauer auch dabei. 1978 wurde Haystacks British Heavyweight Champion. Er bezwang Tony St. Clair durch Ko. In den 80er Jahren bildete er Tag Teams mit Fit Finlay oder Anthony Quinn und platzierte sich bei CWA Turnieren als harter Herausforderer für CWA Weltmeister Otto Wanz. Trotzdem Haystacks viele bekannte Catcher besiegte, kam er an Wanz nicht vorbei. Big Otto war lange Weltmeister. Das Turnier in der CWA Hochburg Graz endete für ihn 1988 siegreich. Im Endkampf musste sich Tony St. Clair geschlagen geben. 1989 folgte der zweite Sieg beim Grazer Turnier diesmal über Rambo. 1988 bestritten sie schon den Finalkampf in Bremen. Allerdings hatte Rambo jetzt kaum Chancen. Haystacks ließ einen Fausthieb auf die Brust seines Gegners folgen und brachte einen Elbow Drop durch. Dann wurde Rambo gepinnt, was dem Koloss zum Turniersieg verhalf.
Haystacks bekam mittlerweile gewichtige Konkurrenz durch Newcomer Paul the Grizzly. Dieser brachte 190kg auf die Waage. Beim Grazer Turnier 1989 verlor er als "Cannonball Grizzly" gegen Tony St. Clair. Rambo baute man seit dessen Turniersieg in Bremen im Dezember 1988 zum Nachfolger von Wanz auf. Die Zeit in Graz verlief für Haystacks erfolgreich. Insgesamt gewann er dort 2 Turniere und erreichte 2x Platz 2. Zurück in England wurde er 1991 World Champion der englischen Titelversion (European - Union - Heavyweight Champion). Allerdings hatte diese Version eines britischen Veranstalters keine internationale Bedeutung. Beim Bremer Euro Catch Festival 1992 kämpfte er das letzte Mal für Wanz' CWA. Das große Geschäft vieler Engländer endete abrupt, da die WWF Superstars nach England reisten. So wurde Haystacks mehr oder weniger zum Mitläufer und konnte nicht gegen solche Gimmicks wie Hulk Hogan oder dem Undertaker bestehen. Steven Regal brachte den Giganten zur WCW, wo er als Loch Ness Monster auftrat. Am 24.03.1996 kam es in Tupelo (Mississippi) zum Kampf der Giganten. WCW Riese Paul Wight bezwang das noch schwerere Loch Ness Monster. Unter diesem Pseudonym trat Ruane schon 1980 für Promoter Stu Hart in Kanada an. Seine wenigen WCW Auftritte blieben jedoch erfolglos. Eine Krankheit machte ihm darüber hinaus zu schaffen. Unter größeren Schmerzen waren weitere Kämpfe vorerst nicht mehr möglich.
1996 erhielt er die furchtbare Diagnose - Krebs. Seine Frau Rita besiegte damals ihre heimtückische Krebserkrankung. Haystacks verlor 1998 sehr viel Gewicht und wog am Ende seines Lebens noch knapp 130kg. Freunde wie Fans hofften auf baldige Genesung. Doch am 29.11.1998 starb Giant Haystacks im Alter von 52 Jahren. Obwohl dieser sympathische Riese mit dem Loch Ness Gimmick bei WCW Fans nicht Punkten konnte, war er doch eine feste Größe für CWA Fans. Im Zeitalter der WWE wird die damalige europäische Catch-Szene kaum noch wahrgenommen. Wer allerdings richtiges Wrestling sehen wollte, musste nicht nach Übersee reisen.
[Bild: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en...-DDNY2.jpg]
Donald Dinnie, der insgesamt 10690 Preise gewann.
[Bild: http://s2.imgimg.de/uploads/Bild004156543e6bjpg.jpg]
Altmeister Jean Doublier aus Lyon hier im Kampf gegen den deutschen Gewichtheber Hans Beck. Doublier entwickelte 1886 das erste richtige Trainingskonzept für den Bodenringkampf. Doublier trainierte viele türkische Athleten und deutsche Ringer. Er bereiste Mitteleuropa sowie die USA und sorgte für eine Revolution im Ringkampf. Doublier war der erste Ringer, der als Profi am Boden kämpfte.
Insgeheim verbinden die meisten einen Giganten mit seiner körperlichen Erscheinung. Es haben viele bewiesen, dass sie als Ringer auch mit ihrer Masse überzeugen können. So dürfte es in der Zukunft nicht an Giganten mangeln. Man wird in ihnen immer einen gewissen Anziehungspunkt finden. Auch wenn er nur von kurzer Dauer ist. Doch wo ist die Grenze des Geschmacks eigentlich erreicht? Das liegt im Auge des Betrachters. Man konnte damals von den Giganten auch nichts Übermenschliches erwarten. Obwohl sie häufig überbewertet wurden. Dabei waren gerade die frühen Kolossalmenschen oder Schwerathleten richtige Übermenschen im Auge der Zuschauer. Der kleinste Erfolg wirkte schon gigantisch. Der stärkste Athlet sei geboren. Die Leistungen der anderen würden in den Schatten gestellt. Und siehe da, kurze Zeit später gab es schon den nächsten Rekord. Der Vorherige groß gefeierte war dann längst vergessen.
Zu den frühen deutschen Kolossalmenschen gehörte Emil Naucke. Er brachte später 450 Pfund auf die Waage und verstarb 1900 mit nur 44 Jahren. An den Ausmaßen seines Körpers ist die Karriere gescheitert. Er hing den Beruf des Ringers an den Nagel. Naucke war einer der ersten deutschen Berufsringer im 19.Jh.. Hier zeigt sich, dass die Körperfülle mit den Jahren zu einer wahren Last anwachsen kann. Aber jeder muss selbst bestimmen wann Schluss ist. So ist der rechtzeitige Schritt zum Abnehmen sicher nicht zum Nachteil. Irgendwann muss der Gigant die Bremse ziehen, wenn er seinen Körper unbeschadet lassen will. Vielleicht wird es in der Zukunft Riesen geben, die ihre Vorgänger in den Schatten stellen, oder aber gänzlich an den Erfordernissen des Pro-Wrestlings scheitern. Zu richtigen Legenden wurden nur die wenigsten. Andre the Giant und Haystacks Calhoun zählen unweigerlich dazu. Es bleibt deshalb zu wünschen, dass auch zukünftige Generationen am Gigantismus im Wrestling ihren Spaß finden.
Ende
